Frühjahrsdepression – Müde im Frühling

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Frühlingsdepression - Müde im Frühling - Was ist normal?Dass es während der kurzen Tage im Winter häufiger zu Depressionen, schlechter Laune und diversen negativen Gefühlen kommt, ist weitgehend bekannt. Im Rahmen unseres Themen-Specials Winter Blues haben wir Ihnen in drei Artikeln Winter-Blues oder Winterdepression?, Tipps gegen den Winter-Blues und Wintermüdigkeit – Warum der Winter auch uns müde macht verschiedene Aspekte rund um derartige Stimmungstiefs, die in der dunklen Zeit des Jahres auftreten, nähergebracht.

Darüber hinaus sind wir hier im Schlafmagazin auch bereits auf die besonderen Zusammenhänge zwischen Depressionen und Schlaf eingegangen.

In diesem Artikel wollen wir uns nun dem Phänomen Frühjahrsdepression widmen.

Einleitung: Frühjahrsdepressionen – müde im Frühling

Das Frühjahr geht mit zunehmenden Sonnenstunden, steigenden Temperaturen und dem Erwachen der Natur mit sprießenden Blättern und Knospen einher. Für viele Menschen ist der Beginn des Frühlings deshalb etwas überaus Positives, was für gute Laune sorgt, motiviert und aktiviert. Es gibt allerdings auch Personen, die auf den Frühling komplett entgegengesetzt mit unerklärlicher Traurigkeit, Müdigkeit und Antriebslosigkeit reagieren.


Frühjahrsdepression – was steckt dahinter?

Der Wechsel der Jahreszeiten vom Winter auf den Frühling ist für den Organismus eine relativ große Herausforderung. Dass dabei kurzzeitig ein Stimmungstief einsetzen kann, führen Mediziner darauf zurück, dass der Körper als Folge des winterlichen Lichtmangels noch übermäßig viel Melatonin ausschüttet.

Viele fühlen sich durch den hohen Melatonin-Level im Körper müde bzw. haben ein erhöhtes Schlafbedürfnis. In diesem Zusammenhang spricht man auch von der Frühjahrsmüdigkeit. Die höheren Außentemperaturen sorgen außerdem für eine Erweiterung der Blutgefäße, was den Blutdruck fallen lässt, was sich ebenfalls nicht förderlich auf die Leistungsbereitschaft und Wachheit auswirkt.

Der Körper ist einfach noch nicht auf den Frühling eingestellt und braucht eine Anpassungsphase. Während dieser Anpassung wird die Ausschüttung des Hormons Serotonin nur sehr allmählich erhöht. – Serotonin hebt unsere Stimmung, macht wach und wirkt sich regulierend auf den Blutdruck aus.

Durch das hormonelle Ungleichgewicht treten nicht selten auch Kreislaufprobleme und/oder Kopfschmerzen auf.

Darüber hinaus verändert sich auch der Stoffwechsel: Ein Hochfahren des Grundumsatzes führt zu einem erhöhten Energieverbrauch, was wiederum schneller müde macht.


Nur Frühjahrsmüdigkeit oder richtige Frühjahrsdepression, die behandelt werden muss?

Die als normal zu erachtende Frühjahrsmüdigkeit oder auch sehr kurzfristige Frühjahrsdepression hält sich in der Regel nur für etwa rund zwei Wochen. Während dieser 14 Tage hat sich der Organismus zumeist an die veränderten Gegebenheiten gewöhnt und soweit angepasst, dass eine übermäßige Müdigkeit und Antriebslosigkeit der Vergangenheit angehören.

Gehen die unangenehmen Symptome in Form von Niedergeschlagenheit und Trägheit allerdings nicht zurück oder verstärken sich sogar, liegt der Verdacht einer richtigen Depression – einer Frühjahrsdepression – nahe. In diesem Fall handelt es sich um eine ernstzunehmende Erkrankung psychischer Natur. Nicht selten hatte die Depression dann bereits in den Wintermonaten Bestand.

Frühjahrsmüdigkeit – unter der rund die Hälfte aller Deutschen leidet – legt sich in der Regel innerhalb eines Zeitraums von etwa zwei Wochen. Eine Frühjahrdepression hat hingegen länger Bestand bzw. nimmt in ihrem Ausmaß sogar noch zu.

In Fachkreisen vermutet man, dass Menschen mit Depressionen im Frühjahr noch einmal besonders stark mit ihrer Krankheit konfrontiert werden, weil die Personen in ihrem Umfeld insgesamt fröhlicher, aktiver und positiver gestimmt werden. Folglich leiden Depressive stärker unter ihrer eigenen Gemütsverfassung, die zumeist durch negative Gefühle wie Aussichtslosigkeit und Minderwertigkeitsgefühlen geprägt wird. – Warum bin ich so traurig, wenn es den anderen Menschen um mich herum doch so gut geht?

Eine saisonale affektive Störung – wie die Frühjahrsdepression – kann auch als Folge eines Virusinfekts auftreten. So gibt es Studien, die belegen, dass beispielsweise im Anschluss an eine Grippewelle vermehrt Fälle von Depressionen auftreten.

Grundsätzlich sagt man, dass die Neigung zur Depression zu mindestens 50 Prozent genetisch veranlagt ist. Wenn diese Empfindsamkeit gegeben ist und psychosozialer Stress z. B. durch Stress im Job, eine Scheidung oder aber eine körperliche Krankheit wie eine Virus-Grippe, kann es zum Auslösen der Depression kommt. Der Virus ist dabei nicht der direkte Verursacher der Depression, sondern spielt nur eine Nebenrolle, die am Depressionsgeschehen beteiligt ist.


Welche Symptome hat eine Frühjahrsdepression?

Die Frühjahrsdepression unterscheidet sich in ihren Symptomen nicht von der einer „klassischen“ Depression. Zu den Symptomen können u. a. Interessensverlust, Schlafstörungen, übermäßiges Grübeln, ein negatives Selbstbild, sozialer Rückzug, Kraftlosigkeit, Motivationslosigkeit oder die Unfähigkeit, Freude zu empfinden, gehören.


Wann sollte eine Frühjahrsdepression behandelt werden?

Wie bereits oben angedeutet, verschwinden die Symptome einer „einfachen“ Frühjahrsmüdigkeit meist nach zwei Wochen. Halten die Symptome über diesen Zeitraum hinweg an und verstärken sich sogar noch, sollte man unbedingten einen Arzt hinzuziehen. Eine Depression ist immer eine Erkrankung, die man ernst nehmen und behandeln lassen sollte.


Welche Therapiemöglichkeiten gibt es zur Behandlung einer Frühjahrsdepression?

Für die Behandlung einer Frühjahrsdepression gibt es drei Ansätze, die sich als sehr wirksam erwiesen haben:

  • Körperliche Aktivität
    mindestens zwei- bis dreimal in der Woche fordernder Sport für je mindestens 30 Minuten
  • Psychotherapie
    wie z. B. eine tiefenpsychologische Therapie oder Verhaltenstherapie
  • Medikamente / Antidepressiva
    wie z. B. Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) wie Citalopram oder Monoaminooxidase-Hemmer (MAO-Hemmer)

Für Personen, die unter einer Frühjahrsdepression / Depression leiden, ist es wichtig, sich ärztliche oder psychotherapeutische Unterstützung zu holen. Je früher eine Behandlung durch vermehrte Aktivität, eine Psychotherapie oder auch Medikamente erfolgt, desto besser sind die Chancen auf eine baldige Genesung.


Tipps: Stimmung im Frühjahr heben – Frühjahrsmüdigkeit und Frühjahrsdepression entgegenwirken

Man kann einiges tun, um den Körper bei der Umstellung im Frühling zu unterstützen und gut durch die Anpassungsphase von den dunklen, kalten Wintermonaten auf die nun hellere und wärmere Jahreszeit zu bringen:

Mit dem richtigen Frühstück in den Tag starten

Ingwertee gegen den April-Blues - Frühlingsdepressionen vorbeugenUm morgens den Kreislauf in Schwung zu bringen, empfiehlt sich der Genuss einer Tasse Ingwertee – wahlweise mit frischem Ingwer in Scheiben oder Teebeutel aufgebrüht. Die im Ingwer enthaltenen Gingerole regen den Kreislauf an und wirken gleichzeitig stärkend auf das Immunsystem.

Anschließend bietet sich ein Frühstück aus Rührei mit Tomaten und frischen Kräutern wie Petersilie (enthält stimmungsaufhellendes Mangan) mit Vollkornbrot. Diese Kombination versorgt den Organismus mit Lycopin, hochwertigem Protein für den Energiestoffwechsel sowie wertvolle Ballast- und Vitalstoffe. Damit ist man bestens für die Aufgaben des Tages gerüstet.

Schokolade und anderes „Seelenfutter“

Seelentröster Schokolade - Frühjahrstief überwindenDer Genuss von Schokolade kann für den jetzt im Frühling notwendigen Energie-Kick sorgen: Schokolade mit einem Kakaoanteil von mindestens 70 Prozent verfügt über einen hohen Tryptophan-Gehalt. Tryptophan ist ein Eiweißbaustein bzw. eine essentielle Aminosäure, welches im zentralen Nervensystem zur Bildung des Glückshormons Serotonin verwendet wird. Dieses Plus an Serotonin kann helfen, aus dem Frühjahrstief herauszukommen.

Tryptophan steckt auch in anderen Lebensmitteln. – Dazu gehören u. a. Rind, Geflügelfleisch ohne Haut, Fische, Eier, Nüsse, Dinkel, Vollkornbrot, Erbsen, Linsen, Feigen, Datteln und Bananen.

Die Aufnahme von Tryptophan ins Gehirn wird übrigens durch Kohlenhydrate vereinfacht.

Mehr Farbe ins Leben bringen

Um wieder mehr Pep in den Alltag zu bringen, sollte man auf frische Farben setzen. – Insbesondere sonniges Gelb, kräftiges Orange und sattes Rot geben neue Energie, Motivation und wirken Stimmungstiefs entgegen.

Es ist also Zeit, die Garderobe auf farbenfrohen Frühling umzustellen und z. B. zu farbigen Blusen oder Hemden zu greifen. Ebenfalls hilfreich sind u. a. bunte Bettwäsche, Kissen oder auch ein Blumenstrauß mit Frühlingsboten wie Tulpen oder Narzissen auf dem Tisch.

Bewusst nach schönen Dingen Ausschau halten

Mitunter fühlt man sich bereits besser, wenn man eine andere Perspektive einnimmt bzw. den eigenen Blickwinkel oder die persönliche Einschätzung ändert. Dazu kann die nachfolgend beschriebene Studie der aus Kanada stammenden Psychologin Holli-Anne Passmore hilfreich sein. – Passmore forderte ihre Probanden dazu auf, bewusst auf die Natur um sie herum zu achten. Auf singende Vögel, blühende Blumen im Park, springende Wassertropfen in einer Regenpfütze. Immer, wenn etwas Schönes wahrgenommen wurde, sollte dieses möglichst mit einem Foto festgehalten werden. Zumindest sollten die damit verbundenen Gefühle niedergeschrieben werden.

Nach 14 Tagen wurde das Befinden der Studienteilnehmer mit Vergleichspersonen verglichen, welche nicht nach dem von Passmore beschriebenen Procedere vorgegangen waren.

Die Personen aus der Studie, die bewusst nach dem Glück in der Natur Ausschau gehalten hatten, fühlten sich der Natur, aber auch ihren Mitmenschen gegenüber, wesentlich näher. Derartige Gefühle der Verbundenheit und damit auch der eigenen Zugehörigkeit schenken wiederum Lebensfreude und machen die Seele etwas „leichter“.

Zeit für sich selbst nehmen

Für das eigene Wohlbefinden ist es in der Regel auch wichtig, dass man sich ausreichend Zeit für sich selbst nimmt und sich selbst etwas Gutes tut. Das kann z. B. ein schönes warmes Bad mit anregendem Badezusatz, einem guten Buch und einem Glas Wein sein oder auch ein kleiner Spaziergang im Wald oder auch das Schwelgen in Erinnerungen beim Durchblättern alter Fotoalben.

Es gibt diesbezüglich eine Studie der TU Dresden, die belegt, dass wer häufiger allein ist und dieses bewusst genießen kann, körperlich und seelisch gesünder bleibt. – Weitere Informationen hierzu: Alleinsein macht gesund – WirtschaftsWoche


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Judith Schober

Als Content Marketing Managerin betreut sie seit 2014 die Online-Redaktion des Shops Betten.at. Im Schlafmagazin veröffentlicht sie u. a. Beiträge rund um aktuelle Einrichtungstrends sowie Pflegetipps und Artikel zu Gesundheitsthemen.

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