So lernt Ihr Kind schlafen – Tipps & Tricks für Mütter und Väter

Geschätzte Lesezeit: 7 Minuten

Viele Eltern kennen das Szenario: Soll der Nachwuchs ins Bettchen, gibt’s plötzlich deutlichen Protest. Das vormals friedliche Kind beginnt unbändig zu schreien, energisch zu quengeln oder bitterlich zu jammern, nur um irgendwie um die Schlafenszeit herum zu kommen. Eine nervenaufreibende Situation für alle Beteiligten.

Wie Erwachsene auch können ebenso Babys und Kleinkinder mit dem Ein- und Durchschlafen Probleme haben. Viele verschiedene Faktoren stecken im Einzelfall dahinter. Wissen muss man, dass ein Kind sich nicht absichtlich „daneben“ benimmt, sondern selbst am meisten unter dem Konflikt leidet.

entspannt schlafendes Baby

Was hinter der Schlafangst Ihres Kindes stecken könnte und welche Kniffe doch noch zu einer erholsamen Nachtruhe führen, lesen Sie hier.


Die innere Uhr fördern

Babys und Kleinkinder haben kurze Schlafzyklen. Hintergrund ist, dass der kindliche Körper noch kein schlafförderndes Melatonin ausschüttet, welches den Tag-Nacht-Rhythmus festlegt. Für Eltern heißt das, mehrmals rund um die Uhr den Nachwuchs in den Schlaf begleiten zu müssen. Das kann anstrengend sein.

Wichtig ist es deshalb, von Anfang an verlässliche Strukturen zu etablieren. Die Zeitabschnitte zum Schlafen, Spielen und Entdecken, Essen, Kuscheln und Beruhigen sollten täglich chronologisch ineinandergreifen. Das fördert den Biorhythmus und gibt dem kindlichen Organismus die Möglichkeit, sich langsam einzupendeln.

Entspannung ist das A und O

Mutter und Kind am EntspannenNähert sich die Schlafenszeit, sollten Mami und Papi mit gutem Beispiel vorangehen und selbst zur Ruhe kommen. Darüber wird dem Kind signalisiert, dass nun der entspannende Teil des Tages bevorsteht und es durchaus etwas Schönes sein kann, wenn alle einen Gang herunterschalten. Dazu werden alle lauten, aufregenden und stimulierenden Handlungen kollektiv eingedämmt.

Etwa eine Stunde vor dem Zubettgehen sollten Fernseher oder Tablet ausgeschaltet werden und die Gespräche der Erwachsenen nunmehr auf Zimmerlautstärke ablaufen. Eine etwas eintönige aber harmonische Stimmung entspannt das vegetative Nervensystem des Kindes, womit es den Tag besser „loslassen“ kann. Nicht ohne Grund schlafen viele Sprösslinge im Auto schnell ein. Je monotoner und somit berechenbarer die Umgebung wird, desto eher erlaubt sich das Kind, sich körperlich zu entspannen.

Für Zuversicht sorgen

Schon kleine Kinder haben feine Antennen und registrieren die Mimik, Körperhaltung und Gefühlslage von Eltern und Geschwistern genau. Herrscht dicke Luft, eine sorgenvolle Anspannung oder unterschwellige Hektik, verunsichern diese Stimmungen das Kind. Im Zweifel lässt es eher die Augen offen und versucht, die unbegreifliche Situation vorsorglich noch etwas weiter zu beobachten.

Wichtig ist es deshalb, dem Kind jede Menge Zuversicht und Vertrauen zu vermitteln. Aussagen wie „Ich bringe sie/ihn nur noch schnell ins Bett und dann…“ sollten verbal wie nonverbal unterlassen werden. Das Kind muss darauf vertrauen können, dass es in seinem Bettchen nichts Aufregendes verpassen und erst recht nicht vom Familienverband ausgeschlossen werden wird.

Auf die richtigen Rituale bauen

Heute ist es kein Geheimnis mehr, dass die immer gleichen Abläufe vor dem Schlafengehen dem Kind Sicherheit geben. Die sich wiederholenden Vorgänge bereiten es emotional auf die bevorstehende Auszeit vor. Schon ganz kleine Babys reagieren positiv auf eine festgelegte Handlungsabfolge und nehmen diese Struktur bereitwillig an.

Viele Eltern verwechseln jedoch wichtige Rituale mit unvernünftigen Angewohnheiten. Ein Baby, welches immer liebevoll in den Schlaf gestreichelt wurde, kann es kaum akzeptieren, plötzlich alleine einschlafen zu müssen – selbst wenn die Mutter neben dem Bettchen sitzenbleibt. Auch Kinder, die von Anfang an am Körper der Mami eingeschlafen sind, werden die kühle und flache Matratze nicht hinnehmen wollen. Ferner sollten ungünstige Einschlafhilfen (die extra Flasche Milch, das Kind zum Einschlafen herumtragen, in Mamas Haaren wuscheln) vermieden werden.

Besser ist es, von Anfang an auf eine für alle Beteiligten gesunde Schlafhygiene zu achten. Dazu gehört, dass das Baby zwar am Bett der Eltern liegt, aber in einem eigenen Beistellbett wohlbehütet einschlafen kann. Schön ist es, dem Kleinen noch etwas vorzulesen oder vorzusingen. Danach kann eine beruhigende CD mit sanften Klängen abgespielt werden.

Faultier InformationDiese Abendrituale sind beliebt:

  • In der gesamten Wohnung das Licht dimmen, für eine ruhige Umgebung sorgen.
  • Warmes Föhnen oder das Umziehen unter einer Wärmelampe.
  • Eine achtsame Massage der Füße oder des Rückens mit langen Bewegungen (nicht kitzeln).
  • Den Kopf mit der hohlen, warmen Hand eine Zeit lang von den Augenbrauen bis hin zum Hinterkopf streicheln.
  • Den Kopf des Kindes beschützend zwischen den Händen halten und selbst dabei die Augen schließen.
  • Das Wiederholen von Signalwörtern, die auf das Kind wie ein beruhigendes Mantra wirken.
  • Das Abspielen von gedämpfter Musik oder seichten Naturgeräuschen, die möglichst monoton wirken.
  • Entspanntes Vorlesen von altersgerechten Kinderbüchern.
  • Gemeinsames Beten.

Alleine, zu zweit oder zu dritt?

Gerade am Anfang fällt es vielen Eltern rundweg schwer, dass Kind zum Schlafen alleine zu lassen und den Raum zu verlassen. Dafür gibt es mehrere Gründe. Manchmal überwiegt der Stolz, das eigene Kind immer und immer wieder betrachten zu wollen und sich einfach über den gelungenen Nachwuchs zu freuen. Andere Eltern verspüren aber auch die Sorge, dem Kind könnte im Schlaf etwas zustoßen.

Wird nach der liebevollen Umhegung das Kind zum wirklichen Einschlafen alleine gelassen, ist das kein Zeichen von Vernachlässigung. In der geschützten Atmosphäre der Wiege oder des Bettchens kann der kleine Erdenbürger noch kurz die Sinneseindrücke verarbeiten und dann, bei monotonem Meeresrauschen und dämmrigem Licht, die Augen sicher zufallen lassen.

Umgekehrt muss man wissen, dass Babys und Kleinkinder den Blick ihres Gegenübers intuitiv aufnehmen und interessiert verfolgen. Schauen Eltern immer wieder ins Bettchen hinein, kann das zwar gut gemeint sein, dass Kind jedoch dazu animieren, sich zu konzentrieren und auf eine Interaktion vorzubereiten. Zu viel Fürsorge wirkt in diesem Fall kontraproduktiv.

Wer sich unsicher ist und sein Kind nicht loslassen kann, könnte einen Baby-Monitor einsetzen. Solche Geräte funktionieren wie ein klassisches Babyphone und übermitteln zusätzlich eine Videoaufnahme des Kindes in Echtzeit. Somit kann der Junge oder das Mädchen aus dem Nebenzimmer heraus beobachtet werden, was manchen sehr besorgten Eltern mehr Sicherheit vermittelt.

Nur müde Kinder können gut schlafen

kleiner Junge schreitWill der Knirps partout nicht einschlafen, können zwei Gründe dahinterstecken: Manchmal ist das Kind einfach nicht so müde, dass es konkret schlafen kann. Dann quält sich das Kleine im Bettchen und quengelt, um herausgelassen zu werden. In dem Fall sollten Eltern das Kind wieder aufnehmen und zukünftig darauf achten, dass der Schlafrhythmus den Entwicklungsphasen besser angepasst wird.

Andererseits kann es aber auch sein, dass der eigentliche Schlafpunkt überschritten wurde. Unter der Voraussetzung ist das Kind so extrem übermüdet, dass es einfach nicht einschlafen kann. Solche Kinder reiben sich quälend und angestrengt die Augen, weinen oder schreien sich regelrecht in Rage. In dem Fall ist Geduld und Nachsicht gefragt. Sinnvoll ist es, dass übermüdete Kind so lange liebevoll zu entspannen (streicheln, leises Sprechen), bis die wichtigen Einschlafimpulse den kleinen Körper doch noch übermannen.

Weil kleine Sprösslinge noch keinen Schlaf-wach-Rhythmus kennen, sollten, nach Einschätzung von Experten, Mamis und Papis den Takt des Tages bzw. der Nacht gezielt vorgeben. Kinder sind aber keine Marionetten – ein zu dogmatisches oder straff geplantes Vorgehen ist durch die vielen Befindlichkeiten aller Beteiligten kaum möglich.

Wenn das Kind plötzlich aufwacht

Nicht nur der Nachwuchs, sondern auch Mami und Papi wachen immer mal wieder aus dem Schlaf aus. Während Erwachsene diese kurzen Unterbrechungen häufig nicht bemerken, können die Schlafpausen bei kleinen Kindern zu regelrechten Panikanfällen führen. Hintergrund ist, dass das Kind sich womöglich alleine fühlt, schlecht geträumt hat oder sich nicht orientieren kann.

Deshalb sollte man den Sohn oder die Tochter nicht ignorieren oder schreien lassen. Besser ist es, aktiv für Entspannung zu sorgen. Dazu reicht es schon aus, Bauch oder Rücken zu streicheln oder schützend eine Hand an die Kopfseite zu legen und dort verweilen zu lassen. So registriert der Nachwuchs, dass im Falle der Fälle Mama oder Papa nicht weit weg sind und es keinen Grund zu Besorgnis gibt. Hat sich das Kind etwas beruhigt, sollte das übliche Einschlafritual aufgenommen werden.

Wichtig:

Schreckt das Kind in der Nacht hoch und erschrickt sich, lässt es sich in der Regel durch die fürsorgliche Anwesenheit eines Elternteils rasch beruhigen. Deshalb sollte es nicht hochgenommen oder gar ins Helle getragen werden.

Hält das Schreien jedoch an oder wird gar schlimmer, könnten Schmerzen (Koliken, Zahnen), Übelkeit, Hunger oder eine volle Windel dahinterstecken. Dann muss das Kind aufgenommen und entsprechend versorgt werden.

Den Schlaf positiv bewerten

Im stressigen Alltag passiert es schnell, dass Drohgebärden zur Erziehung eingesetzt werden. Das geschieht meist unbeabsichtigt, hat aber trotzdem negative Auswirkungen. Wenn Eltern impulsiv damit drohen, dass das Kind zur Strafe alleine ins Zimmer muss oder gar ins Bett gesteckt wird, entwickelt sich eine regelrechte Abneigung gegen den eigentlichen Rückzugsort.

Deshalb sollten sich Erwachsene niemals dazu hinreißen lassen, das Kind mit dem Aufenthalt im Bettchen zu sanktionieren. Besser ist es, von Anfang an die Schlafstätte als etwas Magisches und Anziehendes zu suggerieren. Schöne Kinderbettwäsche, eine Wärmflasche oder ein Zirbenkissen, ein Mobile oder eine sanfte Lichterkette können dafür sorgen, dass das Kind sein eigenes Bett mag und favorisiert. Größere Kinder sollten immer wieder darauf aufmerksam gemacht werden, wie schön und erholsam der Schlaf an sich ist und wie gut allen in der Familie eine regelmäßige Auszeit tut.



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Ulrich Carsten

Ulrich Carsten

Zertifizierter Bettenfachberater mit dem Schwerpunkt Matratzen in unserem Online-Shop Betten.at und seit 2011 Chef-Redakteur im Betten.at-Schlafmagazin.

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