Chronische Müdigkeit – Welche Ursachen und Symptome?

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Wer regelmäßig zu spät ins Bett geht oder am Morgen viel zu früh aufstehen muss, kennt die Symptome: Müdigkeit, Schlappheit und eine gewisse Lustlosigkeit ziehen sich durch den gesamten Tag. Nur mit viel gutem Willen und dem ein oder anderen Kaffee lässt sich der Alltag überstehen. Am Abend heißt es dann, etwas früher ins Bett zu gehen, um den verlorenen Schlaf der letzten Nacht wieder „aufzuholen“. Bereits am folgenden Tag sind die Akkus frisch aufgeladen und der nächste Morgen beginnt voller Freude und Elan.

Was aber, wenn selbst tiefer Schlaf keine Kraft mehr spendet und die bleierne Müdigkeit weiter anhält? Dann muss gehandelt werden! Wer nämlich dauerhaft übermüdet und matt ist, und trotz ausreichendem Schlaf keine Erholung mehr findet, könnte an chronischer Erschöpfung leiden.

Welche verschiedenen Ursachen und Symptome hinter der latenten Müdigkeit stecken und wann Sie einen Arzt aufsuchen sollten, erfahren Sie hier.

Wann spricht man von „chronischer“ Müdigkeit?

Müdigkeit ist zunächst einmal vollkommen normal – insofern sie berechenbar auftritt und mit einem erholsamen Schläfchen regelmäßig einzudämmen ist. Problematisch wird es, wenn Ruhepausen, entspannte Nickerchen oder der Nachtschlaf keinen erquickenden Effekt mehr mit sich bringen, sondern die Entkräftung langfristig auftritt. Dann spricht man von einer chronischen Müdigkeit.

Wie viel Schlaf ist normal und wann schläft man zu wenig?

Um Müdigkeit prinzipiell vorzubeugen ist es wichtig, genügend und ausreichend tief zu schlafen. Normal ist es, als Erwachsener zwischen sechs bis acht Stunden Schlaf zu benötigen.
Kleine Kinder hingegen brauchen sehr viel längere Ruhephasen in der Nacht. Sie müssen in den ersten Lebensjahren bis zu 16 Stunden schlummern, um sich in dieser Zeitspanne ausreichend erholen zu können. Schulkinder sollten mindestens zehn Stunden Nachtruhe bekommen.
Im höheren Alter nimmt der Schlafbedarf wiederum ab. Viele Senioren kommen mit nur fünf bis sechs Stunden aus, ohne sich beeinträchtigt zu fühlen.

Wichtig:
Die zeitliche Länge des Schlafes ist allein betrachtet nicht entscheidend. Mindestens genauso wichtig ist es, die wertvolle Tiefschlafphase in der Nacht zu erreichen. In dieser Zeitspanne findet eine intensive geistige wie körperliche Erholung statt und der Organismus kann sich regenerieren.
Liegt eine Störung der Schlafphasen vor, ist es umso wahrscheinlicher, langfristig eine chronische Müdigkeit zu entwickeln.

Welche Symptome treten bei permanenter Müdigkeit auf?

Jeder Mensch ist anders. Daher ist es für Ärzte oft schwer, eine chronische Ermüdung zu diagnostizieren. Betroffene klagen darüber, während des Schlafs keine Erholung mehr zu finden und in Folge dessen ausgelaugt, gerädert und entkräftet aufzuwachen. Viele reagieren über den Tag hinweg gereizt, übellaunig und ziehen sich unter Umständen von der Familie und der Gesellschaft zurück.
Ferner können sich Konzentrations- und Orientierungsstörungen einstellen. Diese führen nicht selten zu Fehlern im Job oder zu Unfällen im Haushalt oder im Straßenverkehr. Meist ist es den Betroffenen irgendwann nicht mehr möglich, sich sportlich zu betätigen und die Teilnahme am normalen Alltagsleben ist ebenfalls massiv eingeschränkt.

Faultier Information
Diese Symptome können erste Hinweise sein:

  • Brennende Augen mit dem Drang, sich die Augenhöhlen und Augenbrauen immer wieder reiben zu wollen.
  • Kraftlose Gliedmaßen, unter Umständen einhergehend mit Muskelschmerzen.
  • Allgemeine Antriebslosigkeit.
  • Probleme, einem Gespräch aufmerksam folgen zu können.
  • Drückende Kopfschmerzen, die von alleine kaum nachlassen.
  • Veränderte, berührungsempfindliche oder geschwollene Lymphknoten.
  • Schmerzhafte Schluckbeschwerden, Halsschmerzen oder eine anhaltende Entzündung der Rachenhöhle.

Wer ist von übermäßiger Müdigkeit betroffen?

Männer wie Frauen scheinen gleichermaßen von dem Problem tangiert zu sein. Manche Menschen leiden nur gelegentlich unter der Trägheit und können die Übermüdung mit großzügigen Ruhepausen, einem Kuraufenthalt oder während des Urlaubs allmählich beheben.
Andere Menschen wiederum weisen langfristige Perioden auf, in denen sie sich zu keiner Zeit richtig wach und leistungsfähig fühlen.

Aufschlussreich ist, dass nach aktuellen Studien Personen, die in stabilen Partnerschaften leben oder aus einer höheren sozialen Gesellschaftsklasse kommen, von der chronischen Erschöpfung statistisch gesehen nicht so häufig betroffen sind.

Gut zu wissen:

Als „Fatigue“ bezeichnet man im medizinischen Sinne eine chronische Müdigkeit, die nahezu alle Lebensbereiche des Patienten negativ beeinflusst und von einer körperlichen Krankheit ausgelöst wird. In den meisten Fällen klingt die Erschöpfungssymptomatik selbstständig ab, wenn die eigentliche Erkrankung zurückgedrängt wird. Mehr zu diesem Thema finden Sie unter Gesundheitscheck: Chronisches Fatigue Syndrom – CFS.

Welche Ursachen können hinter der ständigen Müdigkeit stecken?

Mit einer übermäßigen Erschöpfung, welche auch mit Schlaf nicht einzudämmen ist, zeigt der Körper immer an, dass etwas nicht stimmt. So können gewisse Krankheiten, Medikamente oder psychische Probleme hinter der Übermüdung stecken. Wichtig ist es, die einzelnen Problemfelder detailliert zu durchleuchten.

Aber:

Nicht selten summieren sich verschiedene Auslöser. Dann wird es auch für Ärzte schwer, die eigentlichen Indikatoren aufzuspüren und nacheinander zu behandeln.

Psychische Auslöser der Müdigkeit

Sehr häufig stecken seelische Ursachen hinter der Symptomatik. Emotionale Belastungen führen dazu, dass das vegetative Nervensystem im Schlaf nicht mehr „runterschalten“ kann, so dass die permanente Anspannung einen kraftspendenden Schlaf unterbindet. Die Folge: Der Mensch wird im Alltag immer müder und überreizter.


Innerliche Auslöser können sein:

  • Emotionaler Stress wie Beziehungsprobleme
  • Zukunftsängste
  • Trauer
  • Überforderung in Schule oder Beruf
  • Gewalterfahrungen
  • Mobbing
  • Depressionen bis hin zu Burn-out

Körperliche Auslöser der Erschöpfung

Doch auch bestimmte Krankheiten können dafür sorgen, dass der Schlaf gestört ist und die Erholung ausbleibt. Dann kommt der Organismus durcheinander und verbraucht noch mehr Energie. In dem Fall reicht das „normale“ Schlafpensum nicht mehr aus.


Diese körperlichen Krankheiten können Müdigkeit auslösen oder begünstigen:

  • Chronische Infektionen und starke Entzündungen
  • Dauerhaft niedriger Blutdruck
  • Krankhaft zu hoher Gefäßdruck
  • Krebs
  • Blutarmut
  • Chronische Migräne
  • Herzerkrankungen
  • Rheuma
  • Nieren- und Lebererkrankungen
  • Erkrankungen des Stoffwechsels
  • Spezielle Autoimmunerkrankungen
  • Schlafapnoe
Wichtig:

Viele körperlichen Krankheiten können Müdigkeit nicht nur auslösen, sondern die jeweilige Therapieform eine weitere wachsende Kraftlosigkeit regelrecht herbeiführen. Bekannt ist beispielsweise, dass die überwiegende Zahl der Patienten einer Krebstherapie (Chemotherapie, Bestrahlung) zeitgleich mit großer Erschöpfung und Abgeschlagenheit zu kämpfen haben.

Weitere Auslöser

Neben den körperlichen und psychischen Ursachen muss berücksichtigt werden, dass in einigen Fällen der Mensch selbst eine chronische Müdigkeit auslösen könnte. Das ist etwa der Fall, wenn ein insgesamt stressiger oder ungesunder Lebensstil vorliegt.

Weitere Auslöser, die eine chronische Abgeschlagenheit herbeiführen können:

  • Zu kurzer Schlaf
  • Übermäßiger Alkoholkonsum
  • Medikamentenabhängigkeit
  • Drogenkonsum
  • Mangel an Nährstoffen (schlechte Ernährungsgewohnheiten)
  • Bewegungsmangel
  • Spätes und fettreiches Essen
  • Schnell wechselnde Schichtdienst-Intervalle
  • Übergewicht
  • Untergewicht
  • Flüssigkeitsmangel
  • Sauerstoffmangel durch schlecht belüftete Räume
  • Giftstoffe in der Raumluft

Medikamente als Auslöser

Vielen Patienten ist nicht bewusst, dass die enorme Kraftlosigkeit ebenso durch Medikamente ausgelöst werden könnte. Während manche Präparate recht schnell nach der Einnahme eine gewisse Müdigkeit auslösen (die nach dem Absetzen genauso rasch wieder abklingt), verfügen manche Substanzen über eine Langzeitwirkung und fördern noch Wochen nach der Einnahme die Tagesmüdigkeit. Insbesondere Präparate, die den Blutdruck beeinflussen, die Nervenfunktion verändern oder auf den Hormonhaushalt wirken, können Auslöser sein.

Medikamente die im Verdacht stehen, die Müdigkeit zu fördern (kurz- oder langfristig):

  • Antidepressiva oder Neuroleptika, die gegen Depressionen, Psychosen und Erregungszustände verschrieben werden.
  • Spezifische Migränemedikamente.
  • Langfristige Einnahme von Schlaf- oder Beruhigungsmitteln.
  • Medikamente gegen Bluthochdruck, sog. Antihypertensiva.
  • Arzneimittel gegen Herzrhythmusstörungen.
  • Antihistaminika, welche gegen Allergien (Heuschnupfen, Neurodermitis, Unverträglichkeiten) freiverkäuflich zu erwerben sind.
  • Verschreibungspflichtige Schmerzmittel wie Opium oder Morphium.
  • Interferone, die gegen Hepatitis C oder Multiple Sklerose eingesetzt werden.
  • Manche Krebs-Medikamente.

Wann sollte ich zum Arzt gehen?

Viele Menschen scheuen davor zurück, wegen bloßer „Müdigkeit“ einen Mediziner aufzusuchen. Viel zu groß ist die Angst, sich mit diesem unspezifischen Symptom lächerlich zu machen oder nicht ernst genommen zu werden. Trotzdem sollte man bei ungewohnt starker Abgespanntheit oder extrem lange anhaltenden Erschöpfungszuständen sicherheitshalber einen Doktor mit der Abklärung beauftragen.

Faultier InformationStellen Sie sich diese Fragen selbst:

  1. Reicht mir der normale Schlaf nicht mehr aus, um mich ausgeschlafen und wach zu fühlen?
  2. Kann ich an mir Ein- oder Durchschlaf-Probleme feststellen?
  3. Fühle ich mich schon längere Zeit müde und habe den Zustand eher nicht wahrhaben wollen?
  4. Benötige ich regelmäßig anregende Substanzen wie Kaffee, Zigaretten, Energy-Drinks oder Medikamente, ohne die ich meinen Alltag nicht erledigen könnte?
  5. Erlebe ich keine oder kaum noch eine Phase, in der ich mich einwandfrei wach und fit fühle?
  6. Bin ich schon nach kleinen Anstrengungen müde und körperlich entkräftet?
  7. Ist mein Beruf oder mein Alltagsleben von der Kraftlosigkeit bereits eingeschränkt und kann ich manche Dinge nicht erledigen, selbst wenn ich es möchte?
  8. Bin ich weniger aufnahmebereit und kann Gesprächen nicht mehr folgen?
  9. Kann ich mich zum Sport oder zu sonstigen Aktivitäten nicht mehr überwinden?
  10. Kann ich einen klaren Zeitpunkt benennen, an welchem die übermäßige Müdigkeit angefangen hat?

Haben Sie eine oder mehrere Fragen mit „Ja“ beantwortet, sollten Sie dem Problem auf den Grund gehen. Oftmals helfen Veränderungen der Lebensgewohnheiten oder das Erlernen bestimmter Entspannungstechniken, um die Schlafqualität zu verbessern und darüber in der Nacht zu mehr Erholung zu finden.

Stellen Sie bei sich eine größere Beeinträchtigung fest, nehmen Sie das Problem nicht auf die leichte Schulter, damit die Müdigkeit nicht chronisch wird. Als erster Ansprechpartner gilt der Hausarzt, der gegebenenfalls zu einem Spezialisten überweisen wird oder den Besuch in einem Schlaflabor empfehlen könnte.

Wichtig:
Waren Sie bereits im Alltag so erschöpft, dass Sie am Steuer eingeschlafen sind oder beim Bedienen von Maschinen Schwierigkeiten hatten? Dann sollten Sie umgehend einen Arzt kontaktieren. Er unterliegt der Schweigepflicht und wird weder gegenüber der Familie noch Ihrem Arbeitgeber dieses Gebot verletzen.

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Ulrich Carsten

Ulrich Carsten

Zertifizierter Bettenfachberater mit dem Schwerpunkt Matratzen in unserem Online-Shop Betten.at und seit 2011 Chef-Redakteur im Betten.at-Schlafmagazin.

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