Getrennte Schlafzimmer – ja oder nein?

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Getrennte Schlafzimmer - ja oder nein? Was spricht dafür, was dagegen?Hierzulande entspricht es einer gewissen Norm, dass sich Eheleute bzw. (Liebes-)Paare ein Schlafzimmer und auch das darin befindliche Bett teilen. Paare, die davon abweichen und sich für getrennte Schlafzimmer und damit natürlich auch getrennte Betten entscheiden, müssen sich dafür oft rechtfertigen bzw. wird ihnen schnell unterstellt, dass irgendwas in der Beziehung nicht in Ordnung ist, weil wenn alles gut wäre und man glücklich wäre, würde man selbstverständlich auch Tisch und Bett und Schlafzimmer miteinander teilen. Passend dazu, finden sich bei Google Suchbegriffe wie „getrennte Schlafzimmer Ehekrise“ oder „getrennte Schlafzimmer der Anfang vom Ende“.

Natürlich sollte jeder selbst und absolut frei darüber entscheiden, ob er sich ein gemeinsames Schlafzimmer und Doppelbett wünscht, oder ob er seine Nächte lieber für sich allein in einem eigenen Raum und Bett verbringen möchte. Neben dem persönlichen Empfinden kann es auch sehr gute Gründe für getrennte Schlafzimmer geben und eine Beziehung, wo eben nicht Tisch und Bett miteinander geteilt werden, kann durchaus wesentlich gesünder als eine Partnerschaft, in der die Nächte klassisch-traditionell gemeinsam in einem Schlafzimmer verbracht werden.

Im Schlafmagazin sind wir den getrennten Schlafzimmern genauer auf den Grund gegangen und haben Ihnen hierzu einige Details und Hintergründe dazu zusammengestellt. Informieren Sie sich jetzt in aller Ruhe durch die Lektüre unseres Artikels und finden Sie Ihre ganz persönliche Antwort auf die Frage: Getrennte Schlafzimmer- ja oder nein?


Wer schläft besser allein?

Rein evolutionsbiologisch betrachtet, schlafen Frauen in getrennten Betten besser.Betrachtet man den Schlaf von Mann und Frau aus evolutionsbiologischer Sicht, ist es so, dass es für die Frau grundsätzlich besser ist, wenn sie ein eigenes Schlafzimmer hat und ihr Bett nicht mit einer weiteren Person teilen muss. Frauen haben sich seit jeher um das Wohl der (Familien-)Sippe gekümmert, was sich nicht allein auf den Tag beschränkte, sondern auch die Nacht einschloss.

Damit der Mann am Tage ausgeschlafen und fit auf die Jagd gehen konnte, kümmerte sich die Frau um alle Belange, die in der Nacht aufkamen und nahm dem Mann im Zuge dessen auch die notwendige Grundwachsamkeit ab.

Genetisch hat sich seit der Steinzeit bei uns kaum etwas verändert, so dass sich bei Frauen auch in unserer modernen Zeit die Gene noch bemerkbar machen, wenn sich nachts eine weitere Person in unmittelbarer Nähe befindet, für die sich Frau verantwortlich fühlt. Sie befindet sich also permanent in einer Art latentem Aufpasser-Modus, der eine gewisse Anspannung mit sich bringt, welche wiederum die Schlafqualität negativ beeinflusst. Wissenschaftlich leitet man daraus ab, dass Frauen besser entspannen und erholsamer schlafen, wenn sie sich allein im Schlafzimmer befinden. – Umfragen zufolge gibt es allerdings sehr viele Frauen, die angeben, dass sie besser schlafen, wenn sie mit ihrem Partner im selben Bett schlafen.

Schaut man sich auch den männlichen Schlaf von der Warte der Evolutionsbiologie aus an, stellt man fest, dass Männer im Laufe der Entwicklungsgeschichte wahrscheinlich die Erfahrung gemacht haben, dass sie sicherer und geschützter sind, wenn sie sich z. B. bei der Jagd in Gesellschaft befinden.

Aus diesem Grund fühlen sich Männer vermutlich ebenfalls sicherer und geborgener, wenn sie nicht allein schlafen. Männer sollen, wenn sich das Bett mit der Partnerin teilen, tiefer und besser schlafen.

Weitere Informationen über den Schlaf von Männern und Frauen im Schlafmagazin:
Warum Frauen schlechter schlafen als Männer


Was spricht für getrennte Betten?

Wer sich für getrennte Betten in getrennten Schlafzimmern entscheidet, kann sich darauf freuen, seinen Raum sowie Nächte komplett nach seinen eigenen Vorstellungen gestalten zu können. Im eigenen Schlafzimmer braucht man keine Rücksicht auf die Bedürfnisse des Partners zu nehmen, kann bis spät in die Nacht lesen oder auch einfach bereits um 20:00 Uhr ungestört in die Nacht entschlummern.

Gerade in Beziehungen, wo ein Partner schnarcht oder andere Gewohnheiten an den Tag legt, die den anderen an einer geruhsamen Nachtruhe hindern, kann das nächtliche Auseinanderziehen auch ein Retter für die Beziehung sein, wenn diese ansonsten in Ordnung ist.

Auch das Sexualleben kann ggf. durch getrennte Betten wieder an Attraktivität gewinnen, wenn es am Abend heißt: „Willst Du heute noch mit zu mir?!“


Getrennte Betten für glückliche Beziehung | SAT.1 Frühstücksfernsehen | TV



Getrennte Betten bei Eltern

Für Eltern können getrennte Betten eine Wohltat sein, weil die Umsorgung des Kindes während der Nacht sehr gut geteilt werden kann.Insbesondere für Eltern jüngerer Kinder, können getrennte Schlafzimmer ein wahrer Segen sein. Wenn jeder sein eigenes Bett in einem separaten Raum hat, kann man sich die elterlichen Pflichten in der Nacht fair teilen. Der Partner, der mit der nächtlichen Kinderbetreuung an der Reihe ist, kann sich um das Kind kümmern, ohne dass der andere davon im Schlaf gestört oder sogar geweckt wird.

Auf diese Weise kommen beide Elternteile besser auf ihre Kosten: Schlafdefizite werden gleichmäßiger aufgeteilt und jeder kann sich zwischendurch über zusammenhängenden Nachtschlaf ohne externe Unterbrechungen freuen.


Unterschiedliche Schlafbedürfnisse – Getrennte Betten Ja oder Nein?



Was spricht für ein gemeinsames Bett?

Vorteile eines gemeinsamen Bettes bzw. gemeinsamen SchlafzimmersDas war hierzulande schon immer so, dass sich (Ehe-)Partner ein Bett geteilt haben, ist kaum ein Argument für eine gemeinsame Schlafstätte. Es ist allerdings schon so, dass das Schlafen in einem Bett die Verbundenheit des Paares stärkt. Dieses gilt jedoch nur, wenn beide gleichermaßen gut schlafen, sich ausreichend erholen und sich mit dieser Form der Nachtgestaltung wohlfühlen.


Tipps für Paare im gemeinsamen Schlafzimmer

Auch wenn man sich bewusst dazu entschieden hat, seine Nächte gemeinsam im Doppelbett zu verbringen, kann es trotzdem Momente geben, wo der Schlaf des einen durch das Verhalten des anderen beeinflusst wird. Einige der wichtigsten „Schwierigkeiten“, die sich aus der Nutzung eines gemeinsamen Schlafzimmers ergeben können, stellen wir Ihnen nachfolgend kurz vor und geben gleich auch Tipps dazu, wie sich entsprechende Lösungen finden lassen:

Ein Partner möchte im Bett noch Mails checken oder einen Film schauen

E-Mail oder WhatsApp-Nachrichten sollte man generell nicht im Bett lesen, weil diese wahre Einschlafkiller sein können, weil sie emotional aufwühlen können und einen dazu bringen, noch länger am Tagesgeschehen festzuhalten. Aus diesem Grund sollte man sich mit seinem Partner idealerweise darauf verständen, dass die Mails und ähnliche „Botschaften“ bis zum nächsten Tag warten können, wenn man sie nicht bereits vor dem Zubettgehen auf dem Sofa gelesen hat.

Sollte der andere noch unbedingt einen Film im Bett angucken wollen, sollte er dieses aus Rücksichtnahme auf seinem Smartphone oder Tablet mit Verwendung von Kopfhörern machen. Um zu verhindern, dass das blaue Licht des Bildschirms irgendwen länger wachhält als nötig, empfiehlt sich zudem die Nutzung des sogenannten Night-Screen- bzw. Night-Shift-Modus. Hierzu werden für Android Geräte auch Apps im Playstore angeboten.

Ein Partner geht meist später zu Bett als der andere

Geht einer später ins Bett als der andere, besteht die Gefahr, dass der, der bereits eingeschlafen war, dadurch geweckt wird. In der Regel ist dieses kurzzeitige Erwachen eher unproblematisch, da wir sowieso mehrmals in der Nacht kurz wach werden, z. B. die Schlafposition wechseln oder etwas trinken und dann einfach wieder ein- und weiterschlafen.

Problematisch wird es allerdings, wenn wir uns durch den stets später ins Bett kommenden Partner „nerven lassen“. Bewerten wir die Schlafstörung negativ und sind deshalb genervt, wird uns dieses höchstwahrscheinlich am einfachen Wieder-Einschlummern hindern. Es ist deshalb besser, wenn man von vornherein für ein positives Mindset sorgt und akzeptiert, dass der andere mit zeitlichem Versatz ins gemeinsame Bett nachkommt. Dieses kann man z. B. dadurch erreichen, dass man sich denkt „Schön, dass Du jetzt bei mir bist.“, wenn man erwacht.

Wenn die Schlafenszeiten unterschiedlich ausfallen ist zudem von einer gemeinsamen, großen Bettdecke eher abzuraten. In diesem Fall würde der Schlaf des einen nämlich wahrscheinlich noch stärker gestört werden als bei getrennten Bettdecken.

Ein Partner schnarcht

Das Schnarchen des Partners ist für viele ein absolutes Topp-Argument, wenn es um die Entscheidung für ein getrenntes Schlafzimmer geht. Möchte man aber trotz schnarchendem Partner weiterhin einen gemeinsamen Schlafraum nutzen oder hat man räumlich leider keine Möglichkeit für getrennte Betten, sollte man versuchen, etwas gegen das Schnarchen zu unternehmen.

Kurzfristige, schnelle Abhilfe können spezielle Kopfhörer zum Schlafen schaffen, welche sich kabellos via Handy mit einer App verbinden lassen und so dafür sorgen, dass man mit angenehmen Klängen in den Schlaf findet, während das sägende Konzert des Bettnachbarn ungehört bleibt.

Lesen Sie mehr hierzu im Schlafmagazin unter:
Schnarchen – Tipps & Hausmittel, die helfen
Schnarchen kann krank machen
Gesundheitscheck: Schlafapnoe


Exkurs: Nie im Streit ins Bett gehen

Es ist bekannt, dass man nach einem Streit schlechter schläft. Vor allem Frauen neigen dazu, den Streit quasi mit ins Bett zu nehmen, grübeln darüber nach und bekommen so weniger und qualitativ weniger erholsamen Schlaf.

Schlechter Schlaf und Übermüdung führen wiederum dazu, dass man sich lustlos, unausgeglichen, abgeschlagen und matt fühlt. Darüber hinaus ist man meist leichter reizbar, wodurch eine Aussöhnung schwerer fallen oder der nächste Streit bereits vorprogrammiert sein kann.

Wenn es also Unstimmigkeiten im Laufe des Tages oder zum Abend hin gegeben hat, ist es ratsam, diese zu klären, bevor man ins gemeinsame Bett oder auch in die getrennten Betten geht.

Man sollte unbedingt versuchen, den Streit aus dem Bett raus zu halten. Dazu gehört bei einem gemeinsamen Bett auch, dass man die Auseinandersetzung klärt und komplett aus der Welt schafft, bevor man sich in die Schlafstätte begibt. Fangen wir erst im Bett an zu diskutieren, werden wir unruhig und angespannt. – Emotionale Zustände, die wir nicht mit dem Bett in Verbindung bringen sollten.

Das gemeinsame Bett sollte im Idealfall für Paare eine reine Entspannungsoase und ein absoluter Wohlfühl-Ort sein, wo Stress und Sorgen keinen Zugang haben.



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Ulrich Carsten

Ulrich Carsten

Zertifizierter Bettenfachberater mit dem Schwerpunkt Matratzen in unserem Online-Shop Betten.at und seit 2011 Chef-Redakteur im Betten.at-Schlafmagazin.

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