Warum gähnen wir? Fakten & Infos rund ums Gähnen

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Warum gähnen wir? Fakten und Infos rund ums Gähnen

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Gähnen: Jeder tut es und fast jeder hat eine Theorie dazu, warum er gähnt. Ist es Müdigkeit? Fehlt es an Sauerstoff? Handelt es sich um einen sozialen Reflex? In unserem heutigen Schlafmagazin Artikel gehen wir dem Gähnen genauer auf den Grund. Wir präsentieren Ihnen interessante Fakten und Infos rund ums Gähnen und stellen uns auch der spannenden Frage: „Warum gähnen wir?!“

Was ist Gähnen?

Gähnen - was ist das?Gähnen ist eine Reflexreaktion, die wir in der Regel mit Langeweile oder Schläfrigkeit verbinden. Beim Gähnen erfolgt ein tiefes, unwillkürliches Einatmen durch den weit geöffneten Mund. Die Augen werden beim Gähnen oft geschlossen. Wenn man das Gähnen auslebt und nach dem herzhaften Einatmen „schnurrend“ und langsam ausatmet, so ruft dieses meist ein Wohlgefühl hervor. Gähnen wird bisweilen als „Strecken“ und „Räkeln“ des Atems bezeichnet, dabei entspannen sich Kiefer- und Nackenmuskulatur.

Zu den Begleiterscheinungen des Gähnens gehören meist eine kurzzeitige Beschleunigung des Puls sowie oft auch tränende Augen.

Die Dauer eines Gähnens beträgt beim Menschen meist circa sechs Sekunden. Häufig wird mehrfach hintereinander gegähnt.

Duden – Definition: Gähnen

(als Anzeichen von Müdigkeit oder Langeweile) unwillkürlich den Mund [weit] aufsperren und die Luft [geräuschvoll] einziehen und ausstoßen

Herkunft
mittelhochdeutsch genen, ginen, althochdeutsch ginēn, ursprünglich = klaffen, weit offen stehen, auch lautmalend für den Gähnlaut und das heisere Ausfauchen z. B. der Gans

(Quelle: Duden.de)

Gähnen gilt als natürlicher Reflex, bei dem wir uns aufgrund gesellschaftlicher Regeln allerdings angewöhnt haben, ihn zu unterdrücken.


Bewusst gähnen als Entspannungsübung

Um ein Gähnen auszulösen, empfiehlt es sich tief einzuatmen, den Mund weit zu öffnen und den hinteren Bereich des Gaumens nach oben zu heben. So sollte es eigentlich zum Gähnen kommen. Wenn es nicht auf Anhieb funktioniert, sollte man ruhig bleiben und es wiederholt versuchen. Man kann sich natürlich auch einfach vom Gähnen anderer anstecken lassen: Warum ist Gähnen ansteckend?


Wann gähnen wir?

Gähnen tritt verstärkt morgens und in den Abendstunden auf.


Warum gähnen wir?

Lange Zeit hat man angenommen, dass das Gähnen zu einer gesteigerten Sauerstoff-Zufuhr im Gehirn führt bzw. im Umkehrschluss, dass Gähnen ein Anzeichen für einen Sauerstoff-Mangel im Gehirn bzw. einen erhöhten Kohlendioxidspiegel im Blut ist. Dieser vermeintliche Sauerstoff-Mangel wird auch mit Müdigkeit assoziiert, so dass diesem Ansatz folgend, durch das Gähnen die Müdigkeit bekämpft bzw. die Wachheit gesteigert werden soll. – Diese These gilt inzwischen als widerlegt. Gähnen soll allerdings laut einiger Forscher die Blutzirkulation im Kopf anregen und dem müden Gehirn so wieder auf die Sprünge helfen.

US-Wissenschaftlern sehen einen Zusammenhang zwischen der Leistungsfähigkeit des Gehirns und der Dauer des Gähnens. – Je leistungsfähiger das Hirn, desto länger dauert das Gähnen. Das Gähnen von Menschen und Schimpansen dauert dementsprechend beispielsweise länger an als das eines Pferdes oder eines Kamels.

Gähnen soll auch ein wichtiger Faktor für die Gesundheit der Lunge sein, weil Gähnen die Atemwege weitet und so für eine gute Durchlüftung der Lunge sorgt. Die positiven Effekte auf die Lunge sollen sich zudem auch förderlich auf das gesamte Immunsystem auswirken.

Teilweise wird das Gähnen auch als leicht umsetzbare Entspannungsübung mit großem Effekt bewertet. So soll das Gähnen zur Lockerung von Rachen, Gaumen und dem oberen Nacken beitragen. Weiterhin wird dem Gähnen auch eine Einflussnahme auf bestimmte Hormone zugesprochen. – Während des Tages soll Gähnen die Produktion des stimmungsaufhellenden Serotonins verstärken. In der Nacht bzw. nach Einbruch der Dunkelheit soll sich das Gähnen hingegen förderlich auf die Melatonin-Produktion auswirken, welches seinerseits den Schlaf fördert.

Gähnen soll auch eine effektive Methode sein, um müden Augen nach einer längeren Arbeitsphase am Computer Linderung zu verschaffen. Man sollte dazu den Unterkiefer locker „fallen“ lassen und ganz tief durch den Mund einatmen. Dabei kommt es zunächst zu einer sehr intensiven Anspannung der Muskulatur rund um die Augen und anschließend zu einer ebenso ausgeprägten Entspannung. Das Gähnen sorgt darüber hinaus für die Aktivierung eines Reflexes, welcher die innerhalb der Augenhöhlen gelegenen Haupttränendrüsen zur Produktion von Tränenflüssigkeit anregt. Der so entstehende feuchte Tränenfilm wirkt wiederum positiv auf die Augen.

In einer US-Studie, die sich mit dem Grund für das Gähnen befasst hat, wurde Freiwilligen eine kalte Kompresse dort in den Nacken gelegt, wo die Halsschlagadern verlaufen. In Versuchen wurden diese Personen weniger häufig vom Gähnen anderer angesteckt (siehe auch: Warum ist Gähnen ansteckend?). Die Forscher sind der Ansicht, dass dieses ein Anzeichen dafür ist, dass das Gähnen eine kühlende Wirkung auf unser Gehirn hat.

Für den abkühlenden Effekt des Gähnen spricht, dass das Gehirn sehr sensibel auf eine Temperatursteigerung reagiert und es leicht zu einer Überhitzung kommen kann: Wird das Gehirn lediglich um 0,1 Grad wärmer, reduziert sich bereits die Leistung und das Gehirn arbeitet weniger. Durch das Gähnen wird das Blut, welches zum Hirn fließt, abgekühlt. Auf diese Weise wird auch das Gehirn wieder abgekühlt und leistungsfähiger. – Dass wir abends vermehrt gähnen, passt zu dieser These, weil am Abend die Temperatur unseres Gehirns am höchsten ist. Darüber hinaus steigt die Temperatur im Hirn auch an, wenn wir gestresst sind, Angst haben oder aufgeregt sind. Viele Menschen müssen auch in derartigen Momenten gähnen, was die These mit dem abkühlenden Effekt stützt.

Trotz der Argumente, die für diese wissenschaftliche Theorie sprechen, ist es doch umstritten, dass Gähnen eine Kühlfunktion für das Hirn hat.

Weiterhin besteht außerdem die Annahme, dass Gähnen zu einer Steigerung der Aufmerksamkeit führt.

Eine weiterer Ansatz zur Erklärung des „Warum gähnen wir?“ ist, dass es sich beim Gähnen um ein soziales Signal handelt, welches bereits seit Urzeiten Bestand hat. – Durch das (gemeinsame) Gähnen soll signalisiert werden: „Es ist an der Zeit, schlafen zu gehen. Lasst uns gemeinsam ruhen, weil wir zusammen sicherer sind.“

100% geklärt ist nicht, warum wir gähnen. Die genauen Gründe für das Gähnen sind also noch relativ unklar.


Warum ist Gähnen ansteckend?

Dass wir uns vom Gähnen anstecken lassen bzw. meistens ebenfalls gähnen, wenn eine andere Person in unserer Gegenwart gähnt, hängt mit den Spiegelneuronen im Gehirn zusammen. – Bei den Spiegelneuronen handelt es sich um Nervenzellen, welche uns helfen, das Verhalten unseres Gegenübers zu verstehen. Meistens kommt es im Zuge dieses „Verständnisses“ dazu, dass wir das wahrgenommene Verhalten wie beim Gähnen (unbewusst) imitieren. Wir sind so fähig dazu, mit anderen Menschen mitzufühlen.

Forscher haben übrigens herausgefunden: Je verbundener wir uns mit einem Menschen fühlen, desto häufiger tendieren wir dazu, mitzugähnen. – Wenn sich andere von uns zum Gähnen anstecken lassen, kann dieses also durchaus als Sympathie-Bekundung bewertet werden. Durch das gemeinsame Gähnen wird Empathie zum Ausdruck gebracht und die Gruppenzugehörigkeit gestärkt.

Baby gähnt - Warum ist Gähnen ansteckend?Bereits bei Säuglingen funktionieren die Spiegelneuronen: So lachen Babys, wenn sie angelacht werden, sie weinen, wenn jemand vor ihnen weint oder gähnen, wenn jemand vor ihnen gähnt.

Auch Tiere z. B. Hunde, Schimpansen, Ratten und sogar Vögel wie Wellensittiche lassen sich oft vom menschlichen Gähnen anstecken und gähnen auch, wenn vor ihnen ein Mensch gähnt.

Das reflexartige Gähnen, welches auftritt, wenn wir eine andere Person gähnen sehen, wurde von englischen Neuropsychologen der Universität Nottingham in einem Experiment genauer untersucht. – Dazu sollten sich 36 erwachsene Personen Videos anschauen, in denen ausgiebig gegähnt wurde. Die Probanden durften entweder nach Herzenslust mit den Personen in den Videos gähnen oder sollten den Gähn-Reflex mit aller Macht unterdrücken. Während des Experiments wurden die Teilnehmer ebenfalls gefilmt.

Im Ergebnis zeigte sich, dass sich bei Personen, das Bedürfnis zu gähnen noch wesentlich verstärkte, wenn ihnen das Gähnen „verboten“ worden war. Es gelang kaum jemandem, erfolgreich gegen den Drang zu gähnen anzukämpfen. So dass auch die Personen, die nicht gähnen sollten, gähnten – allerdings deutlich versteckter und verschämter.

Den Wissenschaftlern gelang der Nachweis, dass der motorische Kortex dieses Mit-Gähnen – als Art Sozial-Reflex – steuert. Durch Anregung des motorischen Kortex durch transkranieller Magnetstimulation konnten die Neuropsychologen den Druck zum Mit-Gähnen steigern.

Man hofft nun, dass man sich diese Erkenntnisse umgekehrt nutzen lassen, um andere neurologische Echophänomene wie das unwillkürliche Nachahmen oder Nachplappern beim Tourette-Syndrom zu behandeln.

Für viele Menschen reicht es übrigens schon aus, vom Gähnen zu lesen oder daran zu denken, um zu gähnen. – Wie oft haben Sie bei der Lektüre dieses Artikels gegähnt?!



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Annika Franke

Annika Franke

Als Redakteurin haucht sie seit 2018 den Produkten des Online-Shops Betten.at mit ihren Texten Leben ein. Darüber hinaus schreibt sie gerne Artikel für das Schlafmagazin zu verschiedenen Themen.

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