Innovation oder überschätzter Firlefanz – ist ein Seitenschläferkissen sinnvoll?

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© Kaspars Grinvalds - Fotolia.comEs sieht aus wie ein überdimensioniertes Croissant und soll für einen besonders erholsamen Schlaf sorgen können – das Seitenschläferkissen. Warum das riesige Kissen so beliebt ist und ob man es als Seitenschläfer wirklich braucht, erfahren Sie hier.

Wofür ist ein Seitenschläferkissen eigentlich gut?

Viele Menschen mögen es – zumindest phasenweise – in der Nacht auf der Seite zu schlafen. Das Problem: In der Seitenlage verlagert sich das Gewicht punktuell auf den rechten bzw. linken Beckengürtel sowie auf das entsprechende Schulterblatt. Diese Stellen sinken ungewöhnlich tief ins Bett ein. Liegt man nun auf einer durchgelegenen Matratze, gerät der Körper in eine Schieflage.

Um die Dysbalance wieder auszugleichen, ziehen manche Menschen jetzt einen Schenkel nach oben oder ballen das Plumeau zwischen den Beinen zusammen. Weil durch die Unausgewogenheit die Höhe des Kopfkissens nicht mehr stimmt, wird auch dieses zusammengeknüllt. Eine solch verdrehte Lage ist auf Dauer nicht gesund.

Für mehr ergonomischen Komfort soll daher das Seitenschläferkissen sorgen. Es verfügt über die vermeintlich richtige Form, um den Körper sinnvoll auszubalancieren. Indem es vom Kopf bis zu den Waden reicht, soll der Seitenschläfer darauf endlich spannungsfrei schlafen können.


Wie sieht ein solches Kissen aus?

Es gibt unterschiedliche Formen. Die meisten Seitenschläferkissen sind in U-Form, in C-Form oder wie eine übergroße Sieben gearbeitet. Es gibt aber auch rechteckige Kissen. Viele Seitenschläferkissen sind zwischen 90 und 200 Zentimeter lang.

Weil das Seitenschläfer Kissen den Körper mit der u-förmigen Kontur stabilisieren soll, kommen als Füllung meist festere Materialien zum Einsatz. Beliebt sind etwa Mikroperlen, Synthetikfasern oder Kapok. Drumherum befindet sich ein waschbarer Baumwoll-Bezug. Weil das spezielle Kissen nicht in die normale Bettwäsche bzw. in einen handelsüblichen Kopfkissenbezug passt, ist oft ein Ersatz-Kissenbezug mit dabei.


Was bringt das Seitenschläferkissen?

Es gibt durchaus Phasen, in denen der Einsatz eines klassischen Seitenschläferkissens sinnvoll ist. Aber: Wer eine hochwertige Matratze sowie einen korrekt eingestellten Lattenrost hat, wird das ausladende Lagerungskissen nicht benötigen. Dann nämlich findet der Körper auch ohne das Seitenschläferkissen in die stabile Seitenlage. Der untere Rücken, der Kopf, die Gliedmaßen und Gelenke werden durch die Zonen einer qualitätsvollen Matratze perfekt entlastet.

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Tipp: Lassen Sie sich von einem stationären Fachmann oder den Schlafexperten von BETTEN.at zur Zonen-Aufteilung und dem für Sie richtigen Härtegrad beraten. Oder nutzen Sie einfach den innovativen Matratzen-Fragebogen, um die richtige Schlafunterlage zu finden. Vertrauen Sie auf die ergonomische Wirkung von Matratze und Rost. Hochwertige Bettsysteme passen sich der Seitenlage, der Bauchlage und der Rückenlage selbstverständlich an – Berge an Kissen sind nicht nötig.


Wann das Seitenschläferkissen sinnvoll sein kann

Es gibt Situationen, in denen das zusätzliche Kissen weiterhilft.

Schwangerschaft: Wenn der Bauch wächst, kann die werdende Mutti irgendwann nur noch in der Seitenlage schlafen. Dann ist ein spezielles Schwangerschaftskissen die bessere Wahl.

Zum Stillen: Um das Baby eng vor dem Oberkörper zu lagern, sind bauschige Stillkissen ideal. Sie halten das Baby sicher vor der Brust. Viele Stillkissen werden auch schon vor der Geburt als Schwangerschaftskissen benutzt.

Nach einer Operation: Nach einer Hüft-OP oder einem sonstigen Eingriff kann ein festes Lagerungskissen den erkrankten Bereich zweckmäßig entlasten. Achten Sie darauf, dass der Bezug bei 90 Grad waschbar ist.

Bei Krankheiten: Nach einem Schlaganfall, bei Dekubitus oder neurologischen Störungen könnte ein Seitenschläferkissen dem normalen Kissen überlegen sein. Durch die feste Füllung und die abgerundete Form lassen sich Kopf bzw. Rumpf gezielt in der Seitenlage positionieren.

Kuscheln: Ob festes Stillkissen oder spezielles Seitenschläferkissen – die starren Kissen sind auch dann praktisch, um am Abend damit für mehr Gemütlichkeit zu sorgen. Zusammengeknautscht lässt sich darauf gut fernsehen, lesen oder plaudern.


Nachteile eines Seitenschläferkissens

Die Seitenschläfer-Position mag zum Einschlafen zwar bequem sein, in der Nacht könnte das Kissen im Bett aber stören. Nicht selten berichten Anwender, dass sie sich von der Größe und kurvigen Form des Kissens gestört fühlen. Weil das Kissen selbst eher steif ist und viel Platz im Bett einnimmt, könnte das Seitenschläferkissen natürliche Bewegungen im Schlaf beeinträchtigen.

Ein weiterer Nachteil ist, dass es nicht wie ein klassisches Kopfkissen mit einem Bezug umhüllt werden kann. Es lässt sich in aller Regel nur mit viel Aufwand reinigen. Weil für einen gesunden Schlaf die Hygiene aber nicht fehlen darf, sind solche Seitenschläferkissen für sensible Menschen oder Allergiker oft nicht zu gebrauchen.


Alternativen für das Seitenschläferkissen

Viele Menschen scheuen sich davor, ein solch exorbitant großes Kissen im Bett aufzubewahren – wünschen sich aber trotzdem etwas mehr Komfort. In dem Fall könnte ein orthopädisches Nackenstützkissen weiterhelfen. Solche Visco-Kissen sind ergonomisch geformt und sehr hygienisch. Die Füllung bzw. der feste Kern aus Visco-Schaum, Latex, Memory Schaum oder Gelschaum lässt sich leicht herausnehmen und der Bezug in der Maschine waschen.

Druckentlastend und moderat in der Größe ist ferner ein Riesen-Nackenhörnchen. Die nachgiebige Füllung aus Viscostäbchen stützt Kopf und Körper gleichermaßen. Der Seitenschläfer behält dabei jedoch seinen Platz im Bett und wird vom Kissen nicht verdrängt.


Gibt es einen Seitenschläferkissen-Test?

Einen offiziellen Test für Seitenschläferkissen gibt es nicht. Aber: Die Stiftung Öko-Test hat im Jahr 2016 verschiedene Stillkissen genauer unter die Lupe genommen. Von den getesteten Kissen wurden sechs mit „Sehr Gut“ oder „Gut“ bewertet und können daher empfohlen werden. Weil sich unter den überprüften Kandidaten aber auch Kissen mit Schadstoffbelastung befanden, sollten Verbraucher vor dem Kauf kritisch sein.

Tipp: Eine gute Wahl bieten Kissen, die das Öko-Tex Label tragen. Dann sind Bezug und Kern garantiert frei von Schadstoffen und dürfen ohne Bedenken mit ins Bett des Seitenschläfers. Mit etwas Besonnenheit lässt sich das für sich beste Seitenschläferkissen auswählen.

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Daniela Spaeth

Daniela Späth

Als dipl. Produktdesignerin ist sie seit 2009 bei Betten.at im redaktionellen Bereich und als Koordinatorin der Sortiments-Aufnahmen tätig.

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