Was sind Tagträume? Ist Tagträumen gut oder schlecht?

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Im Schlafmagazin haben wir ein eigenes Themen-Special Träume eingerichtet und Ihnen dort in der Vergangenheit bereits verschiedene Artikel rund ums Träumen zur Verfügung gestellt:

Bislang haben wir uns überwiegend mit den nächtlichen Träumen beschäftigt. Im Zentrum dieses Artikels stehen nun die Träume, die am Tage aufkommen. Erfahren Sie bei der Lektüre mehr darüber, was Tagträume überhaupt sind und ob mit dem Tagträumen Gefahren verbunden sind oder Tagträume vielleicht sogar positive Auswirkungen auf die Gesundheit und das mentale Wohlbefinden haben.

Wir wünschen nun viel Spaß beim Lesen, spannende Erkenntnisse und allzeit schöne Träume – egal, ob in der Nacht oder am Tag!

Was sind Tagträume?

Was sind Tagträume? Ist Tagträumen gut oder schlecht?Unter Tagträumen versteht man bildhafte Phantasien oder Imaginationen, die mit Träumen vergleichbar sind, aber im wachen Bewusstseinszustand bzw. bei vollem Bewusstsein erlebt oder durchlebt werden. Man lässt seine Gedanken schweifen, wobei diese in der Regel um „innere Dinge“ bzw. die eigene „innere Welt“ kreisen und sich von den äußeren Reizen der Umwelt lösen.

Bis zu einem gewissen Grad lassen sich Tagträume steuern, z. B. wenn man sich im Voraus vorstellt, wie der Hochzeitstag ablaufen wird oder wie es wäre, wenn man plötzlich reich wäre und Geld im Überfluss zur Verfügung hätte.

In der Psychologie spricht man von Mind-Wandering statt von Tagträumen. In diesem Zusammenhang ist auch die Rede von stimulus-independent thoughts, also spontan auftretende Gedanken, welche inhaltlich gerade in keinem Kontext zur aktuellen Aufgabe stehen.


Ist Tagträumen gut?

Ist Tagträumen gut?Wir sind nicht fortwährend mit spannenden Dingen beschäftigt, sondern oft auch dazu „gezwungen“, Aufgaben nachzugehen, welche eher monoton und langweilig sind. Derartiges kann die Laune ganz schön nach unten ziehen. Eine kurzzeitige „Flucht“ in Gedankenwelten kann hier helfen, die Stimmung hochzuhalten. Tagträume können also mentale Auszeiten sein, die man sich insbesondere bei „geisttötenden“ Arbeiten ruhig häufiger gönnen sollte, um leistungsfähig und positiv zu bleiben.

Nicht nur monotone Aufgaben stellen eine Herausforderung für unseren Geist dar, sondern auch ein Übermaß an unterschiedlichen äußeren Reizen. Wenn zu viele Reize gleichzeitig auf uns einprasseln und wir sie kaum oder gar nicht mehr verarbeiten können, ist ein kurzer Tagtraum sehr hilfreich. Der Tagtraum fungiert dann als mentaler Rückzugsort, an dem man die Möglichkeit zur inneren Einkehr hat und von positiven Effekten profitieren kann, die einem Mini-Urlaub ähneln oder sogar mit dem Entspannungseffekt einer Meditation vergleichbar sind – inklusive Blutdrucksenkung und Stressabbau.

Tagträume regen zudem die Kreativität an. Es können völlig neue Gedanken, Ideen und Lösungsansätze für aktuelle Probleme entstehen, die den Tagträumer gerade beschäftigen.

Da nicht selten die Zukunft eine Rolle in Tagträumen spielt, lassen sich durch dieses prospektive Denken verschiedene zur Verfügung stehende Optionen oder mögliche Wege im Vorfeld „checken“, was dabei helfen kann, schon frühzeitig Hürden zu ermitteln und auszuloten, wie diese überwunden werden könnten und ob sich der Aufwand dafür lohnt. Neurowissenschaftler gehen zudem davon aus, dass sich das fortwährende Neuverknüpfen von Gedankengängen, wie es im Rahmen des Tagträumens insbesondere beim Durchspielen von „Was-wäre-wenn-Szenarien“ auftritt, förderlich auf die Fähigkeit Künftiges anzunehmen auswirkt.

Neben der Zukunft ist häufig auch die Vergangenheit in Tagträumen von Belang. Das Schwelgen in bereits erlebten Momenten ermöglicht es den Tagträumenden, Erlebnisse und Erfahrungen in einen umfangreichen Zusammenhang zu setzen und sie schlüssig in die eigene Vita einzugliedern. Wenn einem der Sinn von Vergangenem bewusst wird, führt dieses außerdem zu einer Stärkung des mentalen Wohlbefindens.

Chinesische Forscher haben in einer Studie herausgefunden, dass sich bei 71 Prozent der Studienteilnehmer die Tagträume um Ereignisse mit anderen Menschen drehten. In den Tagträumen wurden in der Vergangenheit erlebte Momente noch einmal durchlebt oder völlig neue Wendungen durchgespielt. Auf diese Weise dienen Tagträume als adäquate Vorbereitung auf zukünftige zwischenmenschliche Begegnungen. Man ist dann besser gewappnet und kann (selbst-)sicherer agieren.

Durch „gesundes“ Tagträumen lässt sich auch die Nachtruhe bzw. die Schlafqualität positiv beeinflussen.

Tagträumen soll ebenfalls zu einer Steigerung der geistigen Leistungsfähigkeit beitragen können. Was auf den ersten Blick paradox klingt, hat eine Studie des Georgia Institute of Technology aus dem Jahr 2017 belegt: Probanden, die häufiger tagträumten, erzielten in Intelligenz- und Kreativitätstests höhere Werte als Studienteilnehmer, die seltener oder gar nicht tagträumten.

Zusätzlich wurden Magnetresonanzbilder angefertigt, um die Denkfähigkeit und die Leistungsfähigkeit des Gehirns besser beurteilen zu können. Dabei zeigte sich, dass die Gehirne der Tagträumer leistungsfähiger waren.

Mehr dazu:
Daydreaming is Good. It Means You’re Smart – Georgia Tech


Ist Tagträumen schlecht?

Ist Tagträumen schlecht?Wo Licht ist, ist meist auch Schatten oder Dunkelheit. So gibt es auch negative Aspekte des Tagträumens. Man spricht in diesem Zusammenhang von zwanghaftem oder maladaptivem Tagträumen, wobei maladaptiv in etwa unangemessen bedeutet. Damit sind Tagträume gemeint, die vom Träumenden genutzt werden, um dem Alltag oder der Realität zu entfliehen.

Im Gegensatz zu normalen bzw. guten Tagträumen, die als mentale Auszeiten fungieren und dabei helfen können, neue Kreativität zu entfachen, Ideen zu finden oder Probleme zu lösen, wirkt sich das maladaptive Tagträumen negativ auf das reguläre Leben aus. Betroffene tauchen oft sehr tief in ihre eigenen Gedankenwelten ab und verlieren mitunter sogar jegliches Interesse daran, noch normal am Alltag teilzunehmen. Maladaptives Tagträumen weist Ähnlichkeiten zu Verhaltenssüchten (zwanghafte Wiederholung bestimmter Verhaltensweisen) auf.

Derzeit ist maladaptives Tagträumen nicht als Krankheit anerkannt. Im Rahmen einer Psychotherapie lassen sich jedoch in der Regel zumindest einige Symptome lindern und die in Traumwelten verbrachte Zeit reduzieren.

Besonders gefährdet für maladaptives Tagträumen sind Personen, die bereits psychisch vorbelastet sind und z. B. unter Depressionen oder Angststörungen leiden.

Darüber hinaus scheint maladaptives Tagträumen auch im Zusammenhang mit ADHS gehäuft aufzutreten bzw. kann maladaptives Tagträumen auch ADHS-typische Symptome wie z. B. eine eingeschränkte Aufmerksamkeit hervorrufen, sodass hier eine Differentialdiagnose angezeigt ist, um zu entscheiden, wo in der Behandlung therapeutisch angesetzt werden sollte.


Tipps zum Tagträumen

Wenn man sich bewusst dem Tagträumen hingeben möchte, sollte man sich eine angenehme Umgebung schaffen und eine bequeme Haltung einnehmen. Die Atmosphäre sollte entspannt sein und es sollte genügend Zeit und Ruhe für das Tagträumen zur Verfügung stehen.

Passen Umfeld und Voraussetzungen, kann man sich mit einem tiefen Luftzug und Lächeln auf den Lippen weiter auf den Tagtraum einstellen. Das erste Wort, das in den Gedanken Platz findet, weist den Weg. Beim Tagträumen sollte man nicht zu viel denken und Analysen vermeiden. Zudem sollte man den Tagtraum nicht bewerten.


Video: Effektives Tagträumen – 5 Tipps, sich durch Tagträumen positiv zu verändern und Wünsche zu erfüllen! |
Dr. Wlodarek Life Coaching


Wie man Tagträumen üben kann

Beim aktiven Tagträumen drängen sich nicht selten negative Gedanken in den Vordergrund. Diese sind in der Regel viel „lauter“ und fordernder als die positiven Gedanken. Dementsprechend muss man selbst dafür sorgen, dass Raum für positive Gedanken und angenehm-effektives Tagträumen entsteht.

Wie bereits bei den Tipps zum Tagträumen erwähnt, sollte man sich zunächst einen Ort schaffen, der zum Entspannen und Loslassen einlädt.

Um nun in die richtige Grundstimmung zu kommen, sollte man sich zunächst ein Thema suchen, das mit vielen positiven Assoziationen verbunden ist. Hier bieten sich besondere Ereignisse aus der Vergangenheit an, an die man sich gerne erinnert und die angenehme Emotionen hervorrufen. Das können zum Beispiel die Geburt des ersten Kindes, die Hochzeit, die erste große Liebe, ein schöner Urlaub, ein Familienfest, die Eltern oder Großeltern, ein beruflicher Erfolg oder auch ein sportlicher Triumph sein.

Dann nimmt man sich etwa eine Viertelstunde Zeit, um sich sämtliche Details und Feinheiten zum gewählten „Thema“ auszumalen, wobei man normalerweise dann auch die damit zusammenhängenden Gefühle wahrnehmen kann.

Wer noch ungeübt im Tagträumen ist, sollte einen günstigen Zeitpunkt für die ersten bewussten Tagträume wählen. Erlebt man zum Beispiel gerade einen schönen Moment irgendwo am See auf einer gemütlichen Bank in der wärmenden Sonne, kann man sehr gut versuchen, loszulassen und sich den eigenen Gedanken hinzugeben. Man sollte alle positiven Emotionen, die dieser Moment am See (oder auch an einem anderen Ort, an dem man sich gerade wohl und gut gelaunt fühlt) mit sich bringt, in sich aufnehmen, um bei Bedarf darauf zurückgreifen zu können, wenn man später im Leben eine kleine Auszeit vom Alltag braucht.


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Linda Liss

Als Owner Social Media steuert sie seit 2021 das Social Media Team und die Social Media Kanäle u. a. von Betten.at und ist auch als Autorin für das Schlafmagazin tätig.

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