Stiftung Warentest: Lattenrost und Matratze im Test – unser Statement

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Gebäude der Stiftung Warentest

Sich als Laie in den vielen Angeboten und Verkaufsversprechen für Lattenroste und Matratzen zurechtzufinden, kann manchmal sehr heraus- bis überfordernd sein. Wem soll man glauben? Welcher Händler berät zum eigenen Vorteil und wer hat das Wohl des Kunden im Blick? All diese Fragen führen zu großer Unsicherheit beim Kauf von Lattenrost und Matratze.

Die Stiftung Warentest hat in ihrem Test „Matratzenkauf und Lattenroste“ vom 24.09.2015 versucht, hier Orientierung zu geben. Leider bringt dieser Test mehr Verwirrung als wirkliche Hilfestellung, da Matratzen und Lattenroste nicht nach relevanten Kriterien und mit unrealistischen Zielen getestet wurden. Wir nehmen auf Basis unserer langjährigen Beratungserfahrung bei Betten.at klärend Stellung zu einigen im Test manifestierten Statements.

Statement 1: Starrer Lattenrost ausreichend

Je nach Körperbau und Schlafposition ergeben sich im Liegen Bereiche mit einem sehr hohen Druckaufkommen. So entstehen beispielsweise bei einem Seitenschläfer mit einer breit gebauten Schulterpartie oder einem breiten Becken in diesen Bereichen deutlich spürbare Druckpunkte, da der Hauptteil des Körpergewichts an diesen Stellen in die Matratze drückt. Verfügt der Lattenrost über starre Leisten, wird dieser Druck alleine von der Matratze aufgenommen. Diese wird dadurch sehr stark komprimiert und fühlt sich in den entsprechenden Bereichen sehr hart an. Im schlimmsten Fall ist die Matratze nicht in der Lage ausreichend nachzugeben und die Wirbelsäule wird nicht mehr ergonomisch sinnvoll gelagert.

Lattenrost mit flexiblen LeistenWird der Druck an einen Lattenrost mit flexiblen Leisten weitergegeben, kann dieser nach unten „ausweichen“ und die Matratze in der Federung unterstützen. So sinkt beispielsweise die Schulter tiefer ein, ohne dass die Matratze bis zum Maximum zusammengedrückt wird und sich dadurch hart anfühlt. Einige Lattenroste verfügen in diesen Bereichen sogar über spezielle Schulter- oder Beckenkomfortzonen, in denen die Leisten flexibler gearbeitet sind um diesen Effekt noch zu steigern.

Richtig ist, dass man nicht in jeder Schlafposition gleichermaßen die Auswirkungen eines flexiblen Unterbaus wahrnimmt. Während der Seitenschläfer deutliche Unterschiede feststellen wird, ist die Unterfederung für Rücken- und Bauchschläfer weniger deutlich spürbar, da die seitliche Körperkonturlinie stärkere Kurven aufweist, als beispielsweise die Rückenkontur, und damit unterschiedlich weit einsinken muss, damit die Wirbelsäule gerade liegt. Je nach Statur ergeben sich aber auch hier Unterschiede.

Wenn Sie an Ihr Bettsystem den Anspruch einer ergonomisch korrekten Lagerung stellen, empfehlen wir aus oben genannten Gründen in jedem Fall einen Lattenrost mit flexiblen Leisten. Auch bei einem höheren Körpergewicht ist dadurch eine deutliche Verbesserung der Liegequalität spürbar.

Wichtig bei der Wahl des Lattenrostes – ungeachtet dessen, ob er nun über starre oder flexible Leisten verfügt – sind die Leistenabstände. Sind die Zwischenräume größer als 4 cm, kann das einer Schaummatratze sehr zusetzen: sie bekommt deutliche Druckstellen an der Unterseite.

Weiterführende Informationen rund um Lattenroste können Sie hier nachlesen:

Statement 2: Lattenrost hält länger als Matratze

Dieses Statement können wir durchaus unterstreichen. Während eine Matratze nach 8-10 Jahren ausgetauscht werden sollte, bleibt ein Lattenrost – je nach Qualität – bis zu 20 Jahre lang einsatzfähig. Wichtig ist hier, dass der Kunde im Vorfeld den vorhandenen Lattenrost genau unter die Lupe nimmt. Nur so kann er entscheiden, ob er sich besser einen neuen kaufen sollte oder den alten weiterverwenden möchte.

Anhand dieser Checkliste finden Sie heraus, ob Ihr Lattenrost noch seine Funktion erfüllt:

  • Alle Leisten sind intakt und weisen keine Risse oder Bruchstellen auf.
  • Die Leisten sind noch flexibel und keinesfalls nach unten durchgebogen.
  • Die Kunststoffkappen am Ende der Leisten sind fest am Rahmen fixiert und intakt.
  • Bei flexiblen Kautschukkappen: Das Material ist gleichbleibend flexibel und nicht spröde.
  • Der Lattenrost ist nach wie vor für mein Körpergewicht geeignet.
  • Beim beabsichtigten Kauf einer Schaummatratze: Sind die Leistenabstände klein genug, damit keine Druckstellen in der Matratze entstehen?

Statement 3: Keine Kombinationen aufschwatzen lassen

Richtig ist: Nicht jeder, der eine neue Matratze kauft, benötigt zwangsläufig auch einen neuen Lattenrost. Da aber häufig ein Bett komplett neu ausgestattet werden soll, bieten aufeinander abgestimmte Kombinationen durchaus Vorteile.

Matratzen-Lattenrost KombinationDie meisten Hersteller von Lattenrosten und Matratzen stimmen beide Produktgruppen so aufeinander ab, dass sie in Kombination die besten Liegeeigenschaften erzielen. So wird beispielsweise die Zoneneinteilung beider Komponenten aneinander angeglichen. Ebenso werden sehr flexible Matratzen mit Lattenrosten kombiniert, die z. B. über eine randlose Federwirkung, spezielle flexible Zonen sowie eine Mittelzonenverstärkung verfügen. Ein weiterer wichtiger Bereich, der unbedingt eine Abstimmung von Lattenrost und Matratze erfordert, ist die Eignung für ein hohes Körpergewicht. Es wird oft vergessen, dass auch der Lattenrost über eine entsprechend stabile Bauweise verfügen muss, um schwerere Personen tragen zu können.

Es macht vor diesem Hintergrund durchaus Sinn, dass viele Händler Matratzen-Lattenrost-Kombinationen vom selben Hersteller anbieten. Ob das im Einzelfall passend ist, muss jeder selbst entscheiden.

Statement 4: Keine einheitliche Härtegraddeklaration

Für die Definition der Matratzenhärte gibt es leider keinen einheitlichen Standard. Die Härtegradeinteilung kann jeder Matratzenhersteller nach Belieben vornehmen. Dies muss allerdings nicht unbedingt zum Nachteil des Käufers sein, wenn dem Härtegrad die richtige Bedeutung beigemessen wird: Er dient lediglich zur groben Unterscheidung von weichem, mittlerem und festem Liegeempfinden. Leider ist die vorherrschende Meinung vieler Kunden und leider scheinbar auch von der Stiftung Warentest, dass die Härtegradbezeichnung beim Kauf für die persönliche Eignung ausschlaggebend ist.

Härtegrade sind schwer messbar und vergleichbar. Eine Latexmatratze in H3 kann aufgrund der sehr anpassungsfähigen Materialeigenschaften durchaus weicher sein als beispielsweise eine Taschenfederkernmatratze im Härtegrad 2, die sich durch die eher stützende Wirkung fester anfühlt.

Viel ausschlaggebender als die Härtegradbezeichnung sind dagegen die Gewichtseignung und das gewünschte Liegeempfinden. Denn um die passende Matratze zu finden, spielen noch viele weitere Aspekte eine Rolle: Welche Schlafposition bevorzugen Sie und liegen Sie generell lieber weich oder doch eher etwas fester? Sind Sie für Ihr Gewicht eher groß oder klein? Welche Körperstatur haben Sie?

Aber keine Angst, falls in Ihrem Kopf die Fragezeichen nun immer größer werden: Für diese Zusammenhänge ist Ihr Matratzenberater zuständig. Er wird Sie kompetent beraten und Ihnen helfen, die passende Matratze auszuwählen. Wer allerdings versucht, die geeignete Matratze nur über den angegebenen Härtegrad zu ermitteln, wird vermutlich kein zufriedenstellendes Liegeergebnis erzielen. Matratzenberatung ist wesentlich komplexer.

Auch wer online kauft, muss auf die kompetente Beratung keinesfalls verzichten. Bei Betten.at finden Sie bei jeder Matratze neben dem Härtegrad eine Gewichtsempfehlung und eine Angabe, ob die Matratze eher weich oder eher fest ist. Zusätzlich erstellen Ihnen unsere erfahrenen Matratzenberater anhand der oben genannten Fragen eine unverbindliche Matratzenempfehlung.

Statement 5: Eine Matratze für alle Schafpositionen und Körperstaturen

Die eierlegende WollmilchsauStiftung Warentest hat sich zum Ziel gesetzt, eine Matratze zu finden, die für alle Personen gleichermaßen gut geeignet ist – sozusagen die eierlegende Wollmilchsau unter den Schlafunterlagen. Die Frage ist: Wer braucht eine Matratze, die für alle passt? Dies mag vielleicht für Hotels mit wechselnden Matratzenbenutzern von Interesse sein. Für den privaten Käufer dagegen ist eine persönlich abgestimmte Matratze mit Sicherheit sinnvoller und passender.

Man benötigt nicht viel Fantasie, um sich bildlich vorzustellen, was passiert, wenn eine kleine korpulente Person in Rückenlage auf einer weichen Matratze liegt, die ideal für eine eher leichte, normal große Person in Seitenlage ist: Sie würde in einer Art Hängematte liegen. Dieses kleine Beispiel zeigt einleuchtend, dass ein und dieselbe Matratze niemals für beide Personen gleich gut sein kann. Und die goldene Mitte würde hier sicher keinen von beiden wirklich zufriedenstellen.

Worauf es genau bei der Wahl der passenden Matratze ankommt, haben wir hier für Sie zusammengestellt:

Statement 6: Geringe Matratzenhöhe ausreichend

Stiftung Warentest argumentiert, dass auch weiche 16 cm hohe Matratzen eine ausreichende Einsinktiefe von ca. 13 cm im Schulterbereich bieten. Um 16 cm auf ca. 3 cm Höhe zu komprimieren, muss die Matratze schon sehr weich sein. Wie man sich vorstellen kann, bietet diese Polsterung in den Druckbereichen dann keinerlei Puffer mehr: Man spürt den Lattenrost durch oder liegt durch die starke Kompression des Matratzenmaterials sehr hart auf.

Wer nur auf dem Rücken oder Bauch schläft und somit eher an der Oberfläche der Matratze liegt, kann durchaus auf einer festeren Matratze mit einer relativ geringen Höhe von 16-18 cm bequem schlafen. Wer Seitenschläfer ist, sollte aber immer auf eine höhere und etwas weichere Matratze zurückgreifen, um optimal einsinken zu können, ohne dass der Unterbau spürbar wird.

Ein weiterer Vorteil hoher Matratzen liegt aber nicht nur in den Liegeeigenschaften an sich – auch der Einstieg ins Bett wird durch die gesteigerte Liegehöhe deutlich komfortabler.

Richtig ist jedoch – und das sei an dieser Stelle ausdrücklich erwähnt – Höhe ist nicht grundsätzlich mit guter Qualität gleichzusetzen. Für die Qualität einer Matratze spielen noch viele weitere Faktoren wie beispielsweise die Güte und Dichte des Schaums bzw. die Federanzahl eine große Rolle. Auch Einschnitte im Kern sowie Zoneneinteilungen beeinflussen die Liegequalität nachhaltig.

Weitere Informationen zur Beurteilung der Matratzenqualität finden Sie hier:

Wie hoch sollte meine Matratze sein?

10-14 cm ausreichend für Kinder und Jugendliche mit einem durchschnittlichen Körpergewicht
mind. 16 cm erwachsene Bauch- und Rückenschläfer
mind. 18 cm erwachsene Bauch- und Rückenschläfer mit höherem Körpergewicht oder normalgewichtige Seitenschläfer
Generell gilt:
18-22 cm empfohlene Matratzenhöhe für Kaltschaummatratzen
20-25 cm empfohlene Matratzenhöhe für Federkernmatratzen

Statement 7: Übermäßige Heil- und Gesundheitsaussagen

Hier können wir Stiftung Warentest nur bestätigen: Werbeversprechen machen wie bei allen anderen Produkten auch vor Matratzen nicht halt. Wichtig ist, sich nicht davon blenden zu lassen und sich – wie bei allen anderen Kaufentscheidungen auch – möglichst von persönlichen Ansprüchen und rationalen Kriterien bestimmen zu lassen.

Matratzen können die Gesundheit unterstützen und fördern, indem Ihre Wirbelsäule ergonomisch korrekt gelagert wird. Dadurch wird Verspannungen vorgebeugt, Rückenschmerzen können sich verringern und somit ist es durchaus möglich eine bessere Schlafqualität zu erreichen, was sich langfristig auch auf Ihre Gesundheit auswirkt. Alle weiteren Versprechen sind unrealistisch und haben – wie in der Werbung üblich – meist psychologische Hintergründe.

Statement 8: Schoner und Auflagen völlig unnötig

Wenn Sie einen hochwertigen Lattenrost besitzen, dessen Leisten über eine gleichmäßig glatte und lackierte Oberfläche verfügen, sind Matratzenschoner tatsächlich überflüssig. Es stimmt, dass Schoner, die zwischen Matratze und Lattenrost gelegt werden, die Belüftung der Matratze beeinträchtigen können. Meist werden jedoch Materialien verwendet, die durch ihre angeraute Struktur Lufträume zwischen den Leisten und der Matratze schaffen und stattdessen die Belüftung sogar fördern können. Schoner sind unbedingt zu empfehlen, wenn der Bezug der Matratze am Lattenrost scheuert, dadurch Schaden nimmt und eventuell sogar kleine Holzsplitter darin stecken bleiben. Bei verstellbaren Lattenrosten kann ein Schoner darüber hinaus verhindern, dass die Matratze verrutscht.

Eine Matratzenauflage mindert zwar leicht das Einsinkverhalten in die Matratze, kann jedoch aus hygienischen Gründen durchaus sinnvoll sein. Vor allem wenn der Bezug der Matratze nicht waschbar ist, sollte unbedingt eine Matratzenauflage verwendet werden, um die Lebensdauer der Matratze zu verlängern. Auch im Kinderbett oder bei Krankheit kann eine wasserdichte Auflage der Matratze „das Leben retten“.

Es gibt kein allgemeingültiges „Ja, immer!“ oder „Auf keinen Fall!“ zu Schonern und Auflagen. Sie haben ihre Vorteile aber auch einige Nachteile. Hier gilt es abzuwägen, was im Einzelfall richtig ist.

Ob Sie sich beim Kauf von Werbeversprechen oder Testurteilen leiten lassen, bleibt Ihnen überlassen. Wir unterstützen Sie gerne dabei, die für Sie passende Schlafunterlage zu finden. Schreiben Sie uns doch einfach eine E-Mail mit Ihren Fragen oder rufen Sie auf unserer Service-Hotline an (0 71 73 – 7 14 51 30).

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Ulrich Carsten

Ulrich Carsten

Zertifizierter Bettenfachberater mit dem Schwerpunkt Matratzen in unserem Online-Shop Betten.at und seit 2011 Chef-Redakteur im Betten.at-Schlafmagazin.

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