Was ist der Erste-Nacht-Effekt?

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Was ist der Erste-Nacht-Effekt?Im Schlafmagazin beschäftigen wir uns unter anderem mit den verschiedensten Schlafstörungen, geben Schlaftipps, schauen uns Schlafumgebung und Schlafzimmer genauer an, befassen uns mit dem Schlaf von Kindern, geben wichtige Hintergrundinformationen im Rahmen unserer Schlaf-Basics oder liefern interessante Informationen aus Medizin & Wissenschaft.

Immer wieder gehen wir auch Mythen rund um den Schlaf sowie interessanten Ausdrücken, die im Zusammenhang mit dem Schlaf und der Schlafzimmereinrichtung stehen, auf der Spur. Auch in diesem Artikel widmen wir uns einer derartigen Begriffskombination und erklären Ihnen, worum es sich beim Erste-Nacht-Effekt handelt.

Was ist der Erste-Nacht-Effekt?

Der Erste-Nacht-Effekt wird wohl jedem ein Begriff sein, der seine Nächte ab und an nicht in seinem angestammten Bett daheim verbringt, sondern auf Reisen in einem Hotel oder einer anderweitigen Ferienunterkunft übernachtet. Es handelt sich um eine Schlafstörung bzw. Beeinträchtigung des Schlafes, die durch eine ungewohnte Schlafumgebung / Schlafstätte hervorgerufen wird. Wissenschaftlich ist dieses Phänomen recht gut erforscht und wird auf Englisch als First-Night-Effect oder eben auf Deutsch als Erste-Nacht-Effekt bezeichnet.

Forschung / Untersuchung Erste-Nacht-Effekt - Hirn mittels MRTDer First-Night-Effect ist Forschungsgegenstand der Wissenschaftlerin Yuka Sasaki und ihres Teams an der Brown Universität Providence. Um mehr über dieses Phänomen in Erfahrung zu bringen, haben die Forscher den Schlaf von 35 Probanden im Schlaflabor unter die Lupe genommen. Dazu wurde modernste Technik wie Elektroenzephalographie oder Magnetresonanztomographie zur Messung der Hirnaktivität eingesetzt.

Damit ein Vergleich der Schlafmuster möglich war, mussten die Studienteilnehmer mehrere Nächte im Schlaflabor verbringen.

Bei der Auswertung der gemessenen Werte stellten die Wissenschaftler fest, dass die erste Nacht sich deutlich von den anderen Nächten im Schlaflabor unterschied. So konnten sie feststellen, dass die beiden Hemisphären des Hirns unterschiedliche Aktivitätsmuster beim Schlafen aufwiesen. Aus Gründen, die die Forscher noch nicht nachvollziehen können, schien die linke Gehirnhälfte offenbar weniger tief zu schlafen als die rechte Gehirnhälfte. Die vermeintlich höhere Aktivität der linken Hirnhälfte während der ersten Nacht steht in direkter Verbindung zur schlechteren Schlafqualität der ersten Nacht im Labor, die die Probanden erlebten.

Durch Versuche stellten die Forscher zudem fest, dass die linke, etwas wachere Gehirnhälfte eine außergewöhnlich starke Reaktion auf Geräusche zeigte. Aus diesem Grund vermuten die Wissenschaftler, dass es sich beim Erste-Nacht-Effekt um eine Art automatisches Sicherheitsprogramm des Körpers handelt, welches an ungewohnten Orten in der ersten Nacht zur Erfassung potentieller Gefahrensignale dient. Diese Maßnahme geht allerdings scheinbar auf Kosten der Schlafqualität.

Der Erste-Nacht-Effekt ist ein Phänomen, welches nicht nur bei Übernachtungen in Hotels oder Ferienwohnungen auftritt, sondern meist auch bei einem Umzug in Erscheinung tritt. Wer sein Zuhause wechselt, sollte sich also darauf einstellen, dass die ersten Nächte im neuen Heim bzw. neuen Schlafzimmer weniger erholsam als in der gewohnten Schlafumgebung ausfallen.

Wenn man sein Bett bzw. seine Bettausstattung in Form von Matratze, Lattenrost, Bettdecke oder Kopfkissen wechselt, muss man übrigens auch mit mehr oder weniger starken Beeinträchtigungen der Schlafqualität rechnen. In diesem Zusammenhang spricht man allerdings nicht vom Erste-Nacht-Effekt, sondern von der erforderlichen Eingewöhnungszeit.


Wer leidet unter dem Erste-Nacht-Effekt?

Wie stark sich der Erste-Nacht-Effekt auf das Wohlbefinden bzw. die Schlafqualität auswirkt, ist allerdings ganz unterschiedlich:

Wer leidet unter dem Erste-Nacht-Effekt besonders?So geht man davon aus, dass Menschen zwischen ihrem 15. Lebensjahr und 45. Lebensjahr verhältnismäßig unempfindlich sind, wenn es um Abweichungen von den sonst üblichen Schlafgewohnheiten zuhause geht. Im Umkehrschluss bedeutet dieses also, dass jüngere Jugendliche, Kinder und Babys sowie Menschen mittleren und fortgeschrittenen Alters deutlich unter dem Erste-Nacht-Effekt zu leiden haben, wenn diese in fremden Betten schlafen müssen.

Neben dem Alter spielt natürlich auch die individuelle Empfindlichkeit z. B. gegenüber Geräuschen oder Gerüchen eine große Bedeutung, wenn es um die Ausprägung des Erste-Nacht-Effektes geht. Wo der eine noch gar nichts wahrnimmt, fühlt sich ein anderer vielleicht schon extrem gestört oder beeinträchtigt. Wenn man um seine besondere Sensibilität weiß, kann man unter Umständen auch etwas vorbeugen, in dem man beispielsweise Ohropax mitnimmt, um eventuell auftretende Geräusche zumindest zu dämpfen, wenn diese sich nicht gänzlich „aussperren“ lassen.


Warum tritt der Erste-Nacht-Effekt auf und wie kann man vorbeugen?

Die im Rahmen des Erste-Nacht-Effektes auftretenden Einschlaf- und Durchschlafstörungen hängen unter anderem mit den unbekannten Gerüchen und Geräuschen der Übernachtungsstätte zusammen. Hinzu kommt der von der gewohnten Schlafunterlage abweichende Liegekomfort der Matratze, der unter Umständen nicht wirklich gut auf die eigenen Bedürfnisse abgestimmt ist. In diesem Zusammenhang ist beispielsweise unser Artikel Körpergerechte Betten: Worauf ist zu achten? sehr lesenswert.

Wenn man nur gelegentlich mal für eine Nacht oder zwei Nächte im Hotel absteigt, wird man ganz gut damit leben können, wenn die Schlafqualität mal etwas schlechter ausfällt. Verbringt man aber gar zwei oder drei Wochen in der gleichen Unterkunft, lohnt es sich, vorab dafür zu sorgen, dass der Erste-Nacht-Effekt so gering wie möglich ausfällt.

Erste-Nacht-Effekt vorbeugen im HotelMan sollte bei der Buchung des Zimmers ein Zimmer in einem der höheren Stockwerke bevorzugen, da es hier für gewöhnlich deutlich ruhiger als im unteren Bereich des Hotels zugeht. Eine Lage des Zimmers in Fahrstuhlnähe sollte man dementsprechend ebenfalls genauso meiden wie eine Lage zur Straßenseite hin.

Liegt das Zimmer in der Nähe der Hotelküche und nächtigt man bevorzugt mit geöffnetem Fenster, muss man befürchten, dass Küchengerüche unangenehm ins Zimmer „schwappen“. Darüber hinaus geht es in einer derartigen Großküche selten leise zu, so dass man auch hier tunlichst zusehen sollte, dass das Zimmer möglichst weit weg von der Küche liegt.

Um den Schlafkomfort so hoch wie möglich zu halten, sollte man trotz eventuell vorherrschender tropischer Temperaturen, besser nicht mit voll aufgedrehter Klimaanlage übernachten. Ansonsten können sich neben den ohnehin vermutlich bereits bestehenden Beeinträchtigungen des Erste-Nacht-Effekts auch noch ein steifer Nacken und/oder eine Erkältung einstellen, die das eigene Wohlbefinden weiter reduzieren.

Es kann zudem sinnvoll sein, vor der Hotelbuchung zu erfragen, wie die Matratzen des Hauses hinsichtlich Material sowie Format beschaffen sind (Matratzen-ABC im Lexikon).

Für viele Menschen spielt das gewohnte Kopfkissen eine sehr große Rolle, wenn es um den wahrgenommenen Schlafkomfort geht. Aus diesem Grund kann es durchaus angebracht sein, dass man sein Kissen von Zuhause mit ins Hotel oder in die Ferienunterkunft nimmt. So kann man sich zumindest bei der Lagerung des Kopfes sicher sein, dass der gewohnte Komfort geboten wird.

Neben den äußeren Umständen spielen beim Schlafen in der Fremde bzw. für die Ausprägung des Erste-Nacht-Effektes auch die eigenen Schlafgewohnheiten eine wichtige Rolle. Wer zuhause üblicherweise früh ins Bett geht und früh aufsteht, sollte dieses nach Möglichkeit auch im Urlaub bzw. auf Reisen einfach beibehalten. Darüber hinaus sollte man versuchen, auf eine möglichst konstante Schlafdauer zu kommen – z. B. jede Nacht sieben Stunden Schlaf.


Weiterführende Informationen zum Erste-Nacht-Effekt im Internet:


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Judith Schober

Als Content Marketing Managerin betreut sie seit 2014 die Online-Redaktion des Shops Betten.at. Im Schlafmagazin veröffentlicht sie u. a. Beiträge rund um aktuelle Einrichtungstrends sowie Pflegetipps und Artikel zu Gesundheitsthemen.

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