Schlafstörungen – Wenn der Schlaf gestört ist

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Schlafstörungen: Wenn der Schlaf gestört ist - Wichtige Hintergründe & InfosIm ersten Artikel unseres Themen-Specials „Schlafen Sie gut?!“ befassen wir uns umfassend mit den Schlafstörungen. Es gibt wohl kaum einen Menschen, der noch nie schlecht geschlafen oder sogar eine ganze Nacht lang kein Auge zubekommen hat. Wenn dieses allerdings zum Dauerzustand wird, sind damit große Risiken für Gesundheit und eine erhebliche Beeinträchtigung des Wohlbefindens verbunden.

Erfahren Sie jetzt mehr über Schlafstörungen und ihre Unterscheidung. Was ist überhaupt eine Schlafstörung und was kennzeichnet eine chronische Schlafstörung?


Was sind Schlafstörungen?

Schlaf ist für uns (über-)lebensnotwendig und gehört zu den natürlichsten Sachen der Welt. Aber es ist uns nicht möglich, den Schlaf willentlich zu erzwingen oder jederzeit in Schlaf zu verfallen, wenn wir den Wunsch danach verspüren.

Wer Probleme mit dem Einschlafen hat, nachts häufiger erwacht und verzweifelt wieder einzuschlafen versucht oder morgens lange vor der eigentlichen Zeit hellwach im Bett liegt, der fühlt sich am Folgetag meist wie gerädert und vollkommen unausgeschlafen. Wiederholen sich derartige Nächte voller Unruhe, nimmt man den eigenen Schlaf als gestört wahr und hat unter Umständen tagsüber mit den Folgen zu kämpfen.


Schlafstörungen können bzw. gestörter Schlaf kann
ganz unterschiedlich in Erscheinung treten:

  • Der Betroffene kann einfach nicht einschlafen.
  • Der Betroffene schläft deutlich verzögert ein und braucht dazu eine halbe Stunde oder länger.
  • Der Betroffene kann zwar einschlafen,
    erwacht aber bereits kurze Zeit später schon wieder.
  • Der Betroffene erwacht am Morgen deutlich zu früh
    und findet vor der eigentlichen Aufstehzeit nicht wieder zurück in den Schlaf.
  • Der Betroffene erreicht lediglich eine Gesamtschlafzeit, die unter sechs Stunden liegt.
  • Der Betroffene erwacht am Morgen und fühlt sich, als hätte er überhaupt gar keinen Schlaf bekommen.
  • Der Betroffene ist am Tag müde und fühlt sich „kaputt“ und „zerschlagen“.
  • Der Betroffene kann ohne Einnahme von Schlafmitteln nicht mehr einschlafen.
  • Der Betroffene will einschlafen, kann es aber nicht,
    weil seine Beine unruhig werden und seine Waden zu zucken beginnen.

Vielfach ist es so, dass mehrere der beschriebenen Aspekte bei gestörtem Schlaf in Kombination vorhanden sind.

Grundsätzlich kann man eigentlich immer dann von einer Schlafstörung sprechen, wenn mit dem Schlaf ein gewisses „Leiden“ verbunden ist oder Tagesmüdigkeit auftritt, die Einfluss auf die Aktivitäten nimmt.

Klassifikation der Schlafstörungen

Schlafstörungen lassen sich hinsichtlich vieler verschiedener Aspekte oder Faktoren unterscheiden. In der modernen Schlafmedizin wird momentan zwischen 88 Arten von Schlafstörungen differenziert. Zur Einteilung der Schlafstörungen greift man zumeist auf die internationale Klassifikation der Schlafstörungen zurück, die kurz mit ICSD (Internation Classification of Sleep Disorders) abgekürzt wird.

Internationale Klassifikation der Schlafstörungen – ICSD-3
In der aktuell gültigen Version der ICSD (3. Version, deshalb auch ICSD-3) werden die Schlafstörungen in sechs Gruppen bzw. Kategorien eingeteilt:

  1. Insomnien
  2. Schlafbezogene Atmungsstörungen
  3. Hypersomnien zentralnervösen Ursprungs
  4. Zirkadiane Rhythmusstörungen
  5. Parasomnien
  6. Schlafbezogene Bewegungsstörungen

Dauer von Schlafstörungen

Gestörter Schlaf kann ein Phänomen sein, welches uns nur wenige Tage oder ein paar Wochen begleitet. Schlafstörungen können aber auch monate- oder jahrelang Bestand haben und zu großen Beeinträchtigungen des Alltags und Nachtablaufs führen. Insbesondere bei chronischen Schlafstörungen gibt es erhebliche Negativeffekte auf Wohlbefinden und Leistungsfähigkeit. Wer unter einer chronischen Schlafstörung leidet, greift zudem oft in aller Regelmäßigkeit zu Schlafmitteln – selbst dann, wenn realisiert wird, dass sich die Schlafstörungen durch die Medikamenteneinnahme nicht beseitigen lassen.


Unterscheidung bei Schlafstörungen nach Dauer

  • Vorübergehende Schlafstörungen
    haben nur eine kurze Dauer von wenigen Tagen. Diese zeitlich sehr begrenzt auftretenden Störungen des Schlafes werden zum Beispiel durch eine situationsbedingte Anspannung verursacht, welche vom Betroffenen allerdings verhältnismäßig leicht zu verkraften ist.
  • Kurzzeitige Schlafstörungen
    halten sich über einen Zeitraum von einer Woche bis zu wenigen Wochen. Ausgelöst wird gestörter Schlaf dieser Art beispielsweise durch Krankheitszustände oder seelische Belastungssituationen, die schwerer wiegen und länger fortbestehen.
  • Chronische Schlafstörungen
    dauern mehrere Wochen, Monate oder gar Jahre an. Ursächlich für eine chronische Störung des Schlafes können z.B. unentdeckte Krankheiten oder aber auch ein Schlafmittel-Missbrauch sein.

Grundsätzlich kann aus einer zu Beginn nur leichten Schlafstörung im weiteren Verlauf eine chronische Schlafstörung und dieser chronisch gestörte Schlaf kann wiederum eine Schlafmittel-Abhängigkeit nach sich ziehen.

Teufelskreis der chronischen Schlafstörung – Grafik

Grafik: Teufelskreis der chronischen Schlafstörung


Schlafstörungen im Detail

Nachfolgend erläutern wir die Hauptgruppen der Schlafstörungen. Spezifische Störungen, welche wir bereits ausführlicher im Schlafmagazin behandelt haben, haben wir für eine einfache Vertiefung der Informationen für Sie entsprechend verlinkt:

Insomnien

Insomnie lässt sich auf den lateinischen Ausdruck insomnia zurückführen bzw. auf insomnis, was schlaflos bedeutet (lateinisch „in-“ für „un-“ oder „nicht“ und „somnus“ für „Schlaf“).

Als Insomnien werden Einschlafstörungen und Durchschlafstörungen zusammengefasst, aus welchen eine Verkürzung der Gesamtschlafdauer resultiert. Der Großteil der Schlafstörungen fällt in die Gruppe der Insomnien.

Zu den Insomnien werden u.a. Schlafprobleme wie wiederholtes nächtliches Erwachen, ausgedehnte Wachphasen während der Nacht und ein zu frühes Erwachen am Morgen gerechnet.

Man spricht von Einschlafstörungen, wenn mehr als 30 Minuten zum Einschlafen benötigt werden.

Von Durchschlafstörungen ist die Rede, wenn nach dem Aufwachen in der Nacht mehr als 30 Minuten verstreichen, bis man erneut in den Schlaf findet.


Wenn täglich nicht mehr als sechs Stunden Schlaf erreicht werden und häufiger als drei Mal pro Woche Probleme mit dem Schlaf auftreten, ist dieses ein eindeutiges Indiz für das Vorliegen einer Insomnie.

Schlafbezogene Atmungsstörungen

Die bekannteste schlafbezogene Atmungsstörung ist das Obstruktive Schlafapnoe Syndrom (siehe Magazin-Artikel -> Gesundheitscheck: Schlafapnoe), bei dem es wiederholt zum kurzen Atemstillstand während des Schlafes kommt.

Hypersomnien

Hypersomnie ist eine Schlafstörung, welche dadurch gekennzeichnet ist, dass Betroffene trotz ausreichender und teilweise sogar gesteigerter Schlafdauer eine erhöhte Müdigkeit und Einschlafneigung während des Tages aufweisen. Dieses kann soweit reichen, dass es zu regelrechten Einschlafattacken kommt.

Mitunter ist im Zusammenhang mit Hypersomnie auch die Rede von Schlafsucht.

Organische Erkrankungen oder der Missbrauch von Drogen können Hypersomnien verursachen. Darüber hinaus können Hypersomnien bei Frauen auch im Kontext mit der Menstruation stehen.

Die bekannte Schlafstörung Narkolepsie gehört ebenfalls zur Gruppe der Hypersomnien.

Im Zusammenhang mit den Hypersomnien empfehlen wir Ihnen auch unseren Artikel:
Chronische Müdigkeit – Welche Ursachen und Symptome?


Zu den Hypersomnien lassen sich im Grunde u.a. auch das Schlafapnoe-Syndrom, nächtliche Muskelzuckungen (Myoklonus) oder das Restless-Legs-Syndrom zählen. Diese Schlafstörungen fallen gemäß der ISCD-3 allerdings in eigene Kategorien, da die Hypersomnien dort enger als Hypersomnien zentralnervösen Ursprungs gefasst werden.

Zirkadiane Rhythmusstörungen

In die Kategorie der zirkadianen Rhythmusstörungen fallen alle Schlafprobleme bei denen der Wach-Schlaf-Rhythmus beeinträchtigt ist. Zu den bekanntesten Störungen dieser Art gehört der in der Regel mit Langstreckenflügen verbundene Jetlag. Weiterhin kann z.B. auch Nachtarbeit bzw. Schichtdienst die innere Uhr aus dem Gleichgewicht bringen und so zu Schlafstörungen führen.

Menschen, die oft oder in aller Regelmäßigkeit gegen ihren persönlichen Schlaf-Wach-Rhythmus handeln und beispielsweise ungeeignete Zeiten wählen, um ins Bett gehen oder am Abend noch große Mengen aufputschenden Kaffees zu sich nehmen, um trotz Müdigkeit durchhalten zu können. Kommt es zu einem nächtlichen Schlafdefizit, bemüht man sich dieses durch einen Kurzschlaf am Tag geradezurücken. Weiterhin geht man mit Vorliebe am Abend oder in der frühen Nacht anregenden oder aufregenden Beschäftigungen nach. Auf diese Weise kommt es zu verschobenen Körperrhythmen, was dauerhaft zu einer Beeinträchtigung der Schlafqualität führen kann und auch ausgeprägte Schlafstörungen nach sich ziehen kann.

Es gibt Personen, die vollkommen unschuldig daran sind, dass ihre innere Uhr aus dem Takt kommt. So kann es z.B. in Einzelfällen sein, dass der eigene Tagesrhythmus nicht den üblichen 24 Stunden folgt, sondern sogar 27 Stunden abdeckt oder nur 21 Stunden beansprucht. In der Folge geraden auch die von der inneren Uhr abhängigen Körperprozesse aus der Balance.

Parasomnien

In die Gruppe der Parasomnien fallen beispielsweise Alpträume und Pavor nocturnus (Nachtschreck), Schlafwandeln, Schlaflähmung oder auch die schlafbezogene Essstörung.

Schlafbezogene Bewegungsstörungen

Zu den schlafbezogenen Bewegungsstörungen gehören u.a. das Syndrom der unruhigen Beine (Restless-Legs-Syndrom oder auch periodische Beinbewegungen), nächtliche Muskelzuckungen (Myoklonus) oder auch nächtliches Zähneknirschen (Bruxismus).


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Ulrich Carsten

Ulrich Carsten

Zertifizierter Bettenfachberater mit dem Schwerpunkt Matratzen in unserem Online-Shop Betten.at und seit 2011 Chef-Redakteur im Betten.at-Schlafmagazin.

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