Welche Folgen hat Schlafmangel?

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Welche Folgen hat Schlafmangel?Wenn wir zu wenig oder schlecht schlafen, führt dieses dazu, dass wir uns müde und erschöpft fühlen. Liegt ein andauernder Schlafmangel vor oder treten regelmäßig Schlafstörungen in Erscheinung, kann dieses ernsthafte körperliche Beschwerden bis hin zu Krankheitszuständen nach sich ziehen. So ist beispielsweise erwiesen, dass Menschen, die zu wenig erholsamen Schlaf bekommen, wesentlich öfter krank sind als Menschen mit einem guten Schlaf in ausreichender Menge. Darüber hinaus ist die Lebenserwartung von Menschen mit Schlafmangel geringer.

In unserem Schlafmagazin-Artikel beschäftigen wir uns noch intensiver mit der Thematik Schlafmangel und gehen insbesondere intensiv darauf ein, was zu wenig Schlaf bzw. ein Schlafmangel mit uns und unserem Körper macht.

Welche Folgen hat Schlafmangel? – Erfahren Sie jetzt mehr darüber. Wir wünschen Ihnen, eine angenehme Lektüre.


Wann schläft man zu wenig? Wann kommt es zu Schlafmangel?

Wie viel Schlaf zu wenig Schlaf ist, lässt sich nicht pauschalisieren, da das erforderliche Schlafpensum von Person zu Person unterschiedlich ausfallen kann (Kurzschläfer und Langschläfer). Man geht aber davon aus, dass sechs Stunden Schlaf das Minimum sind und die oft propagierten acht Stunden Schlaf tatsächlich als ein gutes Durchschnittsoptimum angesehen werden können.


Kinder brauchen mehr Schlaf

Die oben angegebenen sechs bis acht Stunden Schlaf beziehen sich auf einen Erwachsenen. Kinder benötigen mehr Schlaf, wobei es altersspezifische Unterschiede gibt:

  • Neugeborene: ca. 18 Stunden Schlaf pro Tag
  • Vorschulkinder: ca. 12 Stunden Schlaf pro Tag
  • Schulkinder und Teenager: ca. 9 bis 10 Stunden Schlaf pro Tag

Je jünger der Mensch also ist, umso größer ist sein täglicher Schlafbedarf. Säuglinge, Kinder und Jugendliche lernen fortwährend mehr von der Welt kennen und ihr Körper entwickelt sich stets weiter. Damit dieses gelingt, benötigt das Gehirn eine ausreichende Ruhepause zur „Reinigung“ und „Organisation“, die sich eben im Schlaf vollzieht.


Was passiert bei zu wenig Schlaf?

Wenn man zu wenig Schlaf bekommt bzw. zu lange wach ist, führt dieses zu physischen und mentalen Schäden. – Wer es auf die Spitze treibt, stirbt dann sogar irgendwann an den Folgen des Schlafentzugs.

Eine kurze Übersicht darüber, wie sich fehlender Schlaf auf den Körper auswirkt:

0 bis 16 Stunden ohne Schlaf (normale Wachphase)

Der Organismus startet zu Tagesbeginn mit dem Aufbau der chemischen Verbindung Adenosin. Nach einem Zeitraum von 16 Stunden ist der Adenosin-Spiegel im Körper so hoch, dass es zu einer Blockade der Wachzentren im Gehirn kommt, was uns schläfrig werden lässt. (Normalerweise würde man sich jetzt schlafen legen.)

24 Stunden ohne Schlaf

Hat man einen ganzen Tag ohne Schlaf verbracht, führt dieses zu einem Anstieg des Cortisol-Spiegels und Thyreotropin-Spiegels (auch: thyreotropes Hormon, Thyreoidea-stimulierendes Hormon (kurz: TSH)) im Blut, wodurch es zu einem Blutdruckanstieg kommt.

Wir fühlen uns körperlich erschöpft, schwindelig, sind reizbar und unkonzentriert. Das Gehirn verlangt dringend nach einer Pause. Nervosität tritt auf.

48 Stunden ohne Schlaf

Nach zwei Tagen ohne Schlaf fällt die Körpertemperatur und das Immunsystem ist geschwächt. Der Glukose-Stoffwechsel ist gestört, was ein starkes Verlangen nach Kohlenhydraten nach sich zieht. Die Konzentrationsschwierigkeiten nehmen weiter zu. Stimmungsschwankungen verstärken sich noch.

72 Stunden ohne Schlaf

Verbringt man drei Tage komplett ohne Schlaf, so zieht dieses höchstwahrscheinlich optische Halluzinationen nach sich.

In diesem Stadium des akuten Schlafmangels ist wiederholt auftretender, unfreiwilliger Sekundenschlaf keine Seltenheit, welcher in der Folge Blackouts nach sich zieht.

87 Stunden und mehr ohne Schlaf

In den 1930er Jahren wurden während der Wirtschaftskrise in den USA in vielen Bundesstaaten Tanzmarathons abgehalten. Aufgabe der meist von Armut betroffenen Teilnehmer war, so lange wie möglich wach zu bleiben und zu tanzen. Nachdem ein 87 Stunden andauernder Tanzmarathon den Tod eines Teilnehmers zur Folge hatte, wurden derartige Wettbewerbe in einigen Staaten verboten.

1964 stellte der 17-jährige Student Randy Gardner im Rahmen eines wissenschaftlichen Experimentes mit insgesamt 264 Stunden ohne Schlaf einen Rekord im Schlafentzug auf. Nach vier Tagen ohne Schlaf war es bei Gardner allerdings so, dass er einige kognitive Ausfälle hatte. So sah der junge Mann z. B. ein Schild als eine weitere Person an oder glaubte, dass es sich bei ihm selbst um einen bekannten Fußballer handeln würde. Doch Berichten zufolge soll Gardner am zehnten und vorletzten Tages seines Schlafentzuges wieder vollkommen klar gewesen sein und den anwesenden Schlafforscher laut dessen eigenen Aussagen beim Flippern geschlagen haben. Ein Militärarzt stellte allerdings bei Randy Gardner Konzentrationsprobleme und Stimmungsschwankungen fest und später sogar Paranoia und Halluzinationen.

2007 stellte Tony Wright aus Penzance in Cornwall mit 266 Stunden ohne Schlaf (elf Tage, zwei Stunden, vier Minuten und acht Sekunden) den Rekord von Randy Gardner ein. Nach Abschluss seines Schlafentzuges berichtete Wright über tanzende Horden kichernder Elfen und Kobolde, was die Annahme erlaubt, dass der extreme Schlafmangel auch bei ihm zu Halluzinationen geführt hat.

Ein offizieller Rekord im Wachbleiben mit Eintrag ins Guinness-Buch ist übrigens heutzutage nicht mehr möglich, da Rekordversuche, bei denen Menschen ihre Gesundheit gefährden, nicht zugelassen werden.

Schlafentzug wurde und wird nicht selten als Foltermaßnahme eingesetzt.

Mehr dazu:
Wann ist Schlaflosigkeit gefährlich?


Auswirkungen von Schlafmangel auf das Nervensystem

Nervenzellen Geflecht - Auswirkungen von Schlafmangel auf das NervensystemWährend wir schlafen werden unsere Nervenzellen von Abfallstoffen wie z.B. den schädlichen Amyloid-Proteinen (potentieller Auslöser von Alzheimer) gereinigt. Im Rahmen einer Studie hielten Forscher die Probanden eine ganze Nacht lang wach, bestimmten die Amyloidwerte in der Markflüssigkeit und konnten einen Anstieg um 30% feststellen. Die im Gehirn angesammelten Amyloide sollen sich nach wissenschaftlichen Erkenntnissen kaum wieder entfernen lassen, weshalb Alzheimer auch so schwer zu therapieren ist. Um zu verhindern, dass sich Amyloide übermäßig im Gehirn festsetzen, scheint regelmäßiger Schlaf in ausreichender Menge das einzig probate Mittel zu sein.

Neben den Amyloid-Proteinen lagern sich auf den Nervenzellen noch andere Abfallstoffe mit schädlicher Wirkung ab. Bekommt das Gehirn nachts keinen Schlaf, kann es diese Abfallstoffe nicht beseitigen und die Nervenzellen bleiben quasi auf einer „Müllhalde“. Dieses führt dazu, dass kein Informationsaustausch mehr zwischen den Zellen stattfinden kann, weshalb das Denken und Lösen komplexer Aufgaben erschwert wird.

Darüber hinaus gehen die Nervenzellen im Schlaf neue Bindungen ein. Auf diese Weise werden Informationen vom Kurzzeitgedächtnis ins Langzeitgedächtnis übertragen. Es findet also quasi eine Materialisierung des Gedächtnis statt. Ohne Schlaf bleiben die neuen Nervenverbindungen aus, was dazu führt, dass Dinge schon bald wieder aus dem Gedächtnis verschwinden – also vergessen werden.


Auswirkungen von Schlafmangel auf das Essverhalten

Wie wirkt sich fehlender Schlaf auf unser Essverhalten aus? Heisshunger durch SchlafmangelIm Schlaf trifft unser Gehirn u. a. die „Entscheidung“ wie viel von den Hormonen Leptin und Ghrelin für unseren Organismus vonnöten ist. – Leptin fungiert als Appetithemmer und sorgt beispielsweise dafür, dass wir während unserer Nachtruhe keinen Hunger haben. Ghrelin wiederum bewirkt das Gegenteil und sorgt für eine Appetitsteigerung. Bekommen wir nicht ausreichend Schlaf, wirkt sich dieses auf das sensible Gleichgewicht der beiden Hormone aus.

Schlafmangel führt also aufgrund der daraus resultierenden Hormondisharmonien zu mehr Appetit und damit auch zur Gewichtszunahme. Übergewicht/Fettleibigkeit, Herz- und Gefäßkrankheiten oder Diabetes Typ 2 können die weitere Folge sein, wobei das Alter kaum eine Rolle spielt.

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Wird man von Schlafmangel dick?


Auswirkungen von Schlafmangel auf das Immunsystem

Unser Körper stellt, während wir schlafen, eine regelrechte „Armee“ aus Immunzellen auf und „unterrichtet“ diese in der optimierten Bekämpfung von Krankheitserregern. Bleibt der Schlaf aus, fehlen dem Körper auch die gut ausgebildeten Immunzellen, weshalb sich der Organismus schlechter gegen Krankheitserreger, Viren und Bakterien wehren kann.

Schlafmangel nimmt tatsächlich so großen Einfluss auf das Immunsystem, dass er die Wirksamkeit einer Impfung gegen Hepatitis A hemmt. In einem Versuch hatten Probanden, die nach der Impfung geschlafen haben, mehr schützende Antikörperproteine im Blut als geimpfte Personen, die anschließend nicht geschlafen haben. – Weitere Informationen: Einfluss des Schlafes auf den Impferfolg nach Hepatitis-A-Impfung | .pdf-Datei Inauguraldissertation zur Erlangung der Doktorwürde der Universität zu Lübeck

Ausreichender Schlaf soll – einer britischen Metaanalyse zufolge – Infekten der oberen Atemwege vorbeugen bzw. soll Schlafmangel im Umkehrschluss zu einem signifikant häufigeren Auftreten von Infekten führen. Wer weniger als sieben Stunden pro Nacht schläft, soll ein um 33% gesteigertes Infektionsrisiko haben. Warum fehlender Schlaf zu einem erhöhten Risiko für Infekte führt, ist wissenschaftlich noch nicht vollkommen geklärt. Es gibt allerdings Untersuchungen, dass durch Schlafentzug eine Aktivierung der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden-Achse (HHNA oder hypothalamic-pituitary-adrenal axis – HPA-Achse) und des Sympathikus bewirkt, wodurch die Immunantwort geschwächt werden soll.

Für weitere Informationen empfehlen wir Ihnen unseren Schlafmagazin-Artikel:
Immunsystem stärken durch guten Schlaf


Erhöhtes Krankheitsrisiko durch Schlafmangel

Eine durchgemachte Nacht oder auch ein paar durchgemachte Nächte beeinträchtigen die Gesundheit nicht sofort nachhaltig. Dauert der Schlafmangel jedoch über mehrere Monate hinweg an, kann dieses lebensgefährliche Folgen haben.

Andauernder Schlafmangel erhöht das Risiko um das

  • 1,4-fache für das Auftreten von Krebserkrankungen.
  • 1,5-fache für das Auftreten von Lungenentzündungen.
  • 1,7-fache für das Auftreten einer Diabetes-Erkrankung.
  • 2,3-fache für das Auftreten eines Herzinfarktes.
  • 3,5-fache für das Auftreten von Bluthochdruck.
  • 4,0-fache für das Auftreten eines Schlaganfalls.
  • 4,0-fache für das Auftreten von Depressionen.

Videos: Schlafmangel und seine Folgen


Wie gefährlich ist Schlafentzug? | 100h wach mit Techtastisch | maiLab


Schlafmangel und seine Folgen: Wie geht gesund schlafen? | Gut zu wissen | BR


Immer zu wenig Schlaf? Schlimme Folgen durch Schlafmangel? Das sollten Sie wissen bei Beschwerden! | DoktorWeigl


Weitere Informationen zum Thema Schlafmangel im Schlafmagazin:


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Daniela Spaeth

Daniela Späth

Als dipl. Produktdesignerin ist sie seit 2009 bei Betten.at im redaktionellen Bereich und als Koordinatorin der Sortiments-Aufnahmen tätig.

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