Schlafparalyse – Schlaflähmung: Wenn nachts die pure Angst aufblitzt

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Schlafparalyse Schlaflähmung

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Etwa 40 Prozent der Bevölkerung hat sie schon einmal erleben müssen: die Schlafparalyse – eine bewusst wahrgenommene Lähmung während des Schlafs. Sie tritt ausschließlich im Schlaf auf, ist in der Regel sehr beängstigend und nur schwer in Worte zu fassen. Das Gute daran: In den allermeisten Fällen bleibt es bei der einmaligen Begegnung. Manche Menschen erleiden aber immer mal wieder solche beängstigenden Episoden. Sie werden regelmäßig von dieser Schlafstörung heimgesucht, was die Schlafqualität insgesamt nachhaltig beeinträchtigen kann.

Was die Schlafparalyse ist und wie Sie ihr am besten begegnen, erfahren Sie in diesem Artikel.

So macht sich die Schlafparalyse bemerkbar

Es handelt sich bei dieser Erscheinung um eine Art Wachzustand, welcher bewusst während des Schlafs erlebt wird. Dies geschieht entweder kurz nach dem Einschlafen oder wenige Sekunden vor dem Aufwachen. Dabei „bemerkt“ der Betroffene zunächst einmal, dass er schläft. Gleichzeitig nimmt er jedoch die tiefgreifende Lähmung seines gesamten Körpers wahr. Allein diese Beobachtung kann den Betroffenen verunsichern und zuweilen sogar schockieren.

Häufig wird das Symptom dadurch verstärkt, dass bestimmte Albträume hinzukommen. Dann gesellen sich Dämonen, Aliens, Monster, Einbrecher oder sonstige dunkle Gestalten hinzu. Sie werden immer als konkrete Bedrohung von dem Schlafenden wahrgenommen. In manchen Fällen kann der Betroffene auch das Gefühl entwickeln, ins Bodenlose zu stürzen oder zu ersticken. Sich wehren oder um Hilfe rufen kann er währenddessen nicht – der Körper ist vollumfänglich gelähmt. Nach wenigen Sekunden schreckt er voller Angst, schweißgebadet und mit Herzrasen aus dem Schlaf hoch.


Was dabei im Körper vorgeht

Schlafparalyse - Wach-Schlaf

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Hinter dem Symptom steckt eigentlich ein vollkommen natürlicher Vorgang: Immer dann, wenn der Schlaf einsetzt, entspannt sich der Körper. Diese Entspannung geht soweit, dass es zu einer natürlichen Erschlaffung kommt, der sog. REM-Atonie. Bis auf die Muskulatur des Auges sind alle Gliedmaßen vollumfänglich gelähmt. Die REM-Atonie sorgt dafür, dass wir das Geträumte zwar erleben, mit dem Körper aber nicht nachvollziehen können. Wir liegen also entspannt im Bett, während wir im Traum herumgehen, treppensteigen oder fallschirmspringen. Die Atonie, also die Schlaffheit bzw. Lähmung der Gliedmaßen, ist eine wichtige Schutzfunktion.

Die Übergänge zwischen Wachheit (Muskelspannkraft) sowie Schlaf (Muskellähmung) sind dabei fließend. Normalerweise werden sie von dem Betroffenen nicht wahrgenommen oder sogar als angenehm entspannend beschrieben. Für alle Menschen ist es wohltuend, gemütlich in den Schlaf zu gleiten oder ohne Wecker langsam wach zu werden.

Gut zu wissen:

Auch wenn der Körper sich gelähmt fühlt, sind die Gliedmaßen nicht wirklich erstarrt. Vielmehr wird während des REM-Schlafs die Signalübertragung innerhalb des Hirnstamms so manipuliert, dass das Rückenmark keine Befehle mehr bekommt. Das Ergebnis: Indem das Gehirn die Bewegungsunfähigkeit befiehlt, erhalten die Muskeln keine Anweisungen mehr. Sie erschlaffen und entspannen sich.


Wenn aus gesundem Schlaf eine Schlafparalyse entsteht

Leider kann es jedoch immer mal wieder passieren, dass der Übergangszustand zwischen Wachheit und Schlaf gestört wird. Dann nimmt der Betroffene die tiefgreifende Körperstarre wahr, ohne sich dagegen wehren zu können. Häufen sich die Episoden, spricht man von einer Schlafparalyse. Etwa 40 Prozent der Gesamtbevölkerung hat einen solchen Vorfall schon einmal erlebt. Bei knapp acht Prozent tritt die Erfahrung häufiger auf.

Auch wenn die Schlafparalyse medizinisch gesehen zu den Schlafstörungen zählt, muss sie doch in den wenigsten Fällen behandelt werden. Ist der Leidensdruck zu groß und kann der Betroffene kaum mehr eine Nacht ohne bewusste Wahrnehmung der Lähmung überstehen, muss ein Arzt eingeschaltet werden. Im Schlaflabor kann mittels Elektromyografie (EMG) oder Elektroenzephalografie (EEG) nachgewiesen werden, in welchem Umfang der Patient von den Episoden betroffen ist.


Warum treten während der Lähmung weitere Albträume auf?

Schlafparalyse Albtraum

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Oft berichten Betroffene, dass sie nicht nur ihre Wachheit bzw. Körpererstarrung wahrnehmen, sondern zudem ungebetenen Besuch empfangen. Es handelt sich fast immer um konkrete Bedrohungssituationen, in denen Leib und Leben des Schläfers in Gefahr sind. Der Mensch wird herabgewürdigt, gejagt, gefoltert oder sogar mit dem Tod bedroht. Diese Albträume werden meist als bedrohlicher wahrgenommen als die Körperstarre selbst. Angst und Panik können ausbrechen.

Bisher konnten Wissenschaftler nicht eindeutig erklären, was genau die schaurigen Gestalten in unseren Träumen und Gedanken auslösen und warum sie uns in der Nacht offenbar gezielt angreifen. Etymologisch gesehen wurden die Menschen aber schon immer von Schreckgespenstern in der Nacht aufgesucht. Viele historische Aufzeichnungen berichten von Fabelwesen, Monstern und Schurken, die sich in unsere nächtlichen Träume einschleichen – und zwar rund um den Globus.

In der Antike

Damals fürchtete man sich vor Pan, einem Mischwesen aus Mensch und Ziegenbock. Die alten Griechen ängstigten sich vor seinem Anblick und gingen davon aus, dass der Gehörnte einen „panischen“ Schrecken verbreiten könnte. Von dieser Sage leitet sich das Wort „Panik“ ab.

Im Mittelalter

Die Angst vor dem Unbekannten, vor Satan, Hexen und dem Fremden erreichte im Mittelalter seinen gesellschaftlichen Höhepunkt. Damals grassierte mit der Hexenverfolgung die wahrgewordene Angst vor den Dämonen des Schlafs. Millionen von Frauen wurden Opfer der Verfolgung. Sie sollten, so die damalige Meinung der Bevölkerung, in die Träume der unschuldigen Schläfer eindringen können und die Wehrlosen verführen, verhexen oder anderweitig negativ beeinflussen. Zahlreiche mittelalterliche Zeichnungen halten das Aussehen dieser Ungläubigen fest. Sie wirken auf heutige Menschen eher kauzig und weniger monströs – waren damals aber Sinnbild des Bösen und des Teuflischen.

In der Gegenwart

Wenn heutzutage Menschen davon berichten, wer oder was ihnen während einer Schlafparalyse zugestoßen ist, handelt es sich eher um „moderne“ Schreckgestalten. In der Mehrheit begegnen den Schläfern menschenähnliche Monster, Aliens oder aggressive Schattenmenschen. Die Angreifer kommen nicht auf einem Besen durch die Nacht geritten, sondern „entführen“ den Schläfer beispielsweise in kühle Raumschiffe, um ihn dort medizinischen Experimenten zu unterziehen. Auch können unspezifische Ängste, etwa vor einem Angriff oder einer körperlichen Bedrohung, als intensiv wahrgenommen werden.


Wie lässt sich eine krankhafte Schlafparalyse behandeln?

In den allermeisten Fällen reicht es bereits aus, dem Patienten die Harmlosigkeit des Erlebten aufzuzeigen. Indem ihm die natürlichen Vorgänge des Körpers erklärt und die Gefahrlosigkeit der Wahrnehmung gezeigt werden, lernt er, die Sinneseindrücke einzuschätzen und gelassener mit ihnen umzugehen.

Schlafmediziner empfehlen zudem, eine penible Schlafhygiene einzuhalten. Dazu gehören regelmäßige Schlafenszeiten, die Vermeidung von Stress und negativen Gefühlen, angenehme Rituale rund um das Einschlafen und Aufwachen sowie – ganz praktisch gesehen – ein gedimmtes Nachtlicht neben dem Bett. Bereits mit diesen einfachen Hilfsmitteln lassen sich die unerwünschten nächtlichen Impressionen minimieren oder gar ganz vermeiden.


Helfen Medikamente gegen die Schlafstörung?

In sehr schweren Fällen ist die Gabe von Antidepressiva möglich. Damit soll insbesondere der Serotoninspiegel verändert werden, wodurch wiederum der Hirnstamm andere Informationen erhalten soll. Ob eine Therapie mit SSRI (Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer) erfolgreich ist, konnte bisher nicht eindeutig geklärt werden.

Gut zu wissen:

Umgekehrt wird vermutet, dass bestimmte Arzneimittel unter Umständen eine Schlafparalyse sogar fördern könnten. In der Kritik stehen daher beispielsweise Medikamente, die mit ihrer Wirkung oder ihren Nebenwirkungen das Kleinhirn beeinflussen. Hierzu zählen verschiedene Neuroleptika, Opiate, Diuretika, Betablocker, Antiarrhythmika, Antidepressiva oder orale Antibiotika.


Was man selbst tun kann

Autogenes Training

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Grundsätzlich sollte man sich im Wachzustand vergegenwärtigen, dass die gefürchtete Situation im Schlaf einzig und alleine im Kopf stattfindet und vollkommen harmlos ist. Bereits diese Vergegenwärtigung kann dazu beitragen, den Angst-Druck zu minimieren und sich im Fall der Fälle, nämlich wenn eine erneute Schlafparalyse auftritt, gedanklich zu entspannen.

Hilfreich könnten zudem Maßnahmen sein, welche das vegetative Nervensystem beruhigen. Insbesondere Yoga und Atemübungen können dazu beitragen, den Körper besser kennenzulernen und die Selbstsicherheit und das Selbstbewusstsein zu stärken.

Stark beeinträchtigte Patienten könnten sich daneben mit den Techniken des Klartraums vertraut machen. Durch bestimmte Bewusstseinstechniken können selbst Anfänger lernen, luzide Träume zu erkennen und ansatzweise zu steuern. Diese Selbstsicherheit könnte bei einer Schlafparalyse die Angst vor dem Erleben nehmen und bestenfalls zu einer bewussten Beendigung der Empfindung führen.

Ebenso könnte es hilfreich sein, spezielle Meditationstechniken einzuüben. Aus der Forschung weiß man, dass einige Meditationsarten eng verwandt sind mit dem luziden Träumen. Insofern dürften die mentalen Übungen nicht nur für mehr Ruhe und Gelassenheit, sondern darüber hinaus zu mehr Selbstsicherheit und Handlungsmacht im Unterbewusstsein führen.


Was man besser nicht tun sollte

Manche Ratgeber empfehlen, sich den dunklen Gestalten zu stellen und mit ihnen zu konkurrieren. Insbesondere das „Zurückstarren“ wird verschiedentlich empfohlen, um das Gegenüber zu „brechen“ und zu vertreiben. Es ist umstritten, ob man diese Praxis umsetzen sollte. Einerseits räumt man den Fantasiegedanken damit eine Existenzgrundlage ein; man erhöht die Dämonen, vermenschlicht sie und nimmt den Kampf mit ihnen auf. In Stresssituationen könnten sie dann allerdings immer wieder in den Träumen auftauchen und eine gewisse Daseinsberechtigung einfordern.

Unabhängig davon dient der Schlaf der Entspannung und Regeneration. Aktiv kämpferische Situationen zu forcieren, stört diesen wichtigen Vorgang. Bestenfalls hätte man dann zwar „gewonnen“, zugleich aber die REM-Phase nachhaltig gestört.

Tipp

Wenn Sie befürchten, abermals einen wachen Moment im Schlaf erleben zu müssen, so stellen Sie sich bereits am Tage positiv darauf ein. Begegnen Sie der Situation mit Gelassenheit und dem Wissen, dass es sich lediglich um ein freies Spiel der Gedanken handelt. Konzentrieren Sie sich im Fall der Fälle auf die Schwere des Plumeaus, nehmen Sie die Weichheit des Spannbettlakens wahr und fokussieren Sie sich auf sich selbst.


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Daniela Spaeth

Daniela Späth

Als dipl. Produktdesignerin ist sie seit 2009 bei Betten.at im redaktionellen Bereich und als Koordinatorin der Sortiments-Aufnahmen tätig.

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